Volltext: Lisli

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deutete, wo die alte Mutter stand und aufschaute 
zu ihnen. 
„Wenn sie doch hier wäre!" sagte Elise, „wenn 
sie mit anschauen könnte die Pracht der Schöpfung, 
doch seit des Vaters Tode kränkelt sie immer und wird 
immer schwächer." 
Eine Thräne glänzte in den Augen des Mädchens. 
Franz schlang seinen Arm um ihre Hüfte und zog sie 
näher an sich. 
„Wir warten doch auf den Mond?" fragte 
leise Franz. 
„Gewiß!" erwiderte Elise, „er wird nicht mehr 
lange warten lassen." 
Und so war es auch. Das Abendroth verschwebte 
am Himmel in zartes Rosenroth, selbst dieses erlosch 
allmälig, und es zogen tiefe Schatten in die Thäler, 
während die mächtigen Alpenspitzen im tiefen Grau 
sich zeigten — da schwebte mit Einem Male der Mond 
licht und rein hinter einem Riesenberge herauf, und 
nun verbreitete sich sein magisches Licht über Berge 
und Thäler. 
Elise hatte dies nie gesehen. Ein eigenes Gefühl 
kam über sie, heiliger Schauer durchrieselte ihre Glieder, 
und sie brach in Thränen aus. 
Es war Seligkeit, die durch ihre Adern sich ergoß, 
und sie sank in Franzens weit geöffnete Arme, an 
seine Brust. 
Da strahlte denn des Mondes goldene Scheibe im 
vollsten Glanze am azurblauen Himmel und beleuchtete 
Elisens holdes Angesicht mit seinem milden Glanze. 
Elise war engelschön. 
Franz's Lippen brannten heiß auf den ihrigen, sie 
sank trunken hin in liebewarmer Umarmung. —
	        
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