Volltext: Lisli

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und da die blendend weiße Mauer und ihre Fenster 
hervorblicken. 
An jenem Abende nun saßen in einem kleinen 
Zimmer des Forsthauses sämmtliche Bewohner deffelben 
um einen eichenen runden Tisch vereint beisammen. 
Der Eine war der alte Förster Werthheim, dessen 
Rechtlichkeit in der ganzen Gegend bekannt war, dann 
dessen Frau Marie, ein gutes altes Mütterchen, und 
beider Sohn Namens Peter, eine junge kräftige Gestalt 
vou höchstens sünfundzwanzig Jahren. Auf Aller Ge 
sichter lagerte eine gewisse Traurigkeit, und in des Müt 
terchens Augen glänzten zwei Helle Perlen, die wir 
Thränen nennen. Schweigend saßen sie lange so da, bis 
endlich der alte Förster, seines Sohnes Hände in die 
seinen nehmend, ihn folgendermaßen ansprach: 
„Mein lieber Peter, was hilft da alles Trauern, 
das nützt nichts, hinaus muß der junge Mann in die 
Welt, kennen lernen muß er die Menschen und all' 
ihr Treiben. Du bist unser einzig Kind, Peter! Du 
weißt, wie viel Sorgfalt wir für Deine Erziehung ver 
wandt; weißt, daß wir manches Opfer gebracht, bis Du 
es dahin gebracht, wo wir Dich jetzt haben. Du bist nun 
Dein eigener Herr, gehst als Forstadjunkt nach, C..., 
und für Deine Zukunft ist gesorgt. Meibe brav, Peter, 
diene treu Deinem Fürsten und Du wirst glücklich werden. 
Aber Eines, Peter, mußt Du mir versprechen. 
Schlage Dir die Lisli aus dem Kopfe, das ist kein 
Mädchen für Dich! Du kennst den Vater, der stolz 
auf Jeden herabblickt, der nicht so viel blanke Thaler 
in seinem Kasten birgt, wie er, und glaube mir, Lisli 
ist es auch! Du bist verliebt, und die Verliebten sehen 
nie gut, also, Peter, die Hand darauf, schlage Lisli 
Dir aus dem Kopfe."
	        
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