Volltext: Lisli

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drängte der lebensfrohe, artige Maler den einsilbigen 
Konrad immer mehr in den Hintergrund. 
Und so kam es auch, daß Lisli am häusigsten 
mit Schmidts tanzte und während der Tafel an ihrer 
Seite saß. Eben reihten sich die Paare wieder znm 
neuen Tanze, als auch Lisli mit dem Maler wieder 
in die Reihen stand, und der alte Adam das hübsche 
Paar mit seligen Augen betrachtete, wahrscheinlich mit 
dem Gedanken eines Heirathsplanes. Die Musik be 
gann , und schon drehten sich Alle im kreisenden Wirbel, 
als unter der Thüre des Tanzsaales Gertrnde, eine 
Magd aus des Müllers Hause, erschien und emsig 
nach Jemand zu suchen schien. Endlich erblickte sie 
Lisli, welche eben vom Tanzen ruhte, und schnell eilte 
sie hin und schob ihr mit den Worten: „gerade ge 
kommen!" ein Bricflein in die Hände. Lisli besah 
schnell die Aufschrift und wollte verstohlen das Schrei 
ben verbergen; jedoch der Maler ersah dies und sprach 
lächelnd zu ihr: „O, liebes Lisli, gewiß bekommt 
Ihr von jenen: jungen Manne, der dem Weidwcrk 
in K obliegt, wieder einen Brief, der mich bald 
von Eurer Seite reißen wird." 
„Ich kann es nicht leugnen," cntgegnete Lisli, 
„daß er von Peter ist; jedoch seit er fort ist, und dies 
ist doch schon länger als Ein Jahr, schrieb er gar so sel 
ten — ich glaube, dies ist der fünfte Brief seit der Abreise." 
„Welche Undankbarkeit gegen Euch, schone Lisli!" 
rief Schmidts, „an seiner Stelle müßte ich wenigstens 
alle acht Tage schreiben!" Dabei ergriff er Lisli's Hände 
und zog sie in eine Fensternische, wo Beide so ziem 
lich verborgen waren. 
„Liebe Lisli," begann er weiter, „Ihr wißt, daß 
ich Euch liebe und habe nun schon seit länger als
	        
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