Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Äber den gegenwärtigen Krieg. 
Brief eines deuifchen UniversiiütsPro 
fessors an einen amerikanischen Kollegen. 
Sie wünschen meine Meinung zu hören über 
die Ursachen des gegenwärtigen Krieges und seine 
moralische Bedeutung. Und ich kann es mir ja 
denken, daß die Frage Ihnen nicht gleichgültig 
ist, ob Deutschland in diesen Krieg mit reinem Ge 
wissen gegangen ist, oder ob die ungeheure Schuld 
dieses Unglücks, an dem die ganze Menschheit mit 
zu tragen haben wird, ihm zur Last fällt, wie 
ohne Zweifel seine Gegner, besonders das englische 
Volk, es großenteils ehrlich glaubt und alle Welt 
glauben machen will. Ich will deshalb versuchen 
in aller Kürze einiges darüber zu sagen, was Sie, 
wenn es Ihnen von Nutzen scheint, in dortigen Zei 
tungen veröffentlichen mögen, natürlich als genau 
das, was es ist: die Äußerung eines Deutschen, der 
sein Vaterland liebt, aber als Gelehrter und Frie 
densfreund sich ein unbefangenes Urteil über die 
Politik seines Landes zu bewahren gesucht hat. 
Dieses Urteil weicht übrigens kaum ab von dem 
bei uns allgemeinen, unterschiedslos bei der Re 
gierung, bei den Vertretern der Intelligenz, im 
ganzen Volk und Heer herrschenden. Es wird sich 
meiner Überzeugung nach als das der Wahrheit