Volltext: In Friedens- und Kriegszeiten in Kamerun

druck von unserer zukünftigen Arbeit erhalten. Die beiden dort 
stationierten Schwestern führten uns durch ihr ganzes Reich. 
Reizend war die Lage der nach Landessitte aus Matten 
(Palmenblättern) luftig und leicht erbauten Europäerhäuser. — 
Traurig, sehr traurig berührte der Anblick der Schlafkraänken, 
die vielfach abgemagert zum Skelett, oft mit irrem oder auch 
blödem Ausdruck der Augen, wärmesuchend am Feuer oder im 
heißen Sonnenschein herumsaßen und »lagen. 
Der Anblick dieser armen, zu spät in eine ärztliche Behand⸗ 
lung gekommenen Geschöpfe ist trostlos. Sie gehen ihrem siche⸗ 
ren Tod entgegen. Sie machen einen grauenerregenderen 
Eindruck als die hier ebenfalls untergebrachten Leprakranken. 
Am nächsten Tag traten wir die Reise nach Abongmbang 
an. Eine Privatfirma hatte den Versuch unternommen, den 
Verkehr auf dem Nyong weniger zeitraubend und gefahr⸗ 
bringend zu gestalten, und ein Motorboot zur Verfügung ge— 
stellt. Nachdem wir die beiden letzten Tage durch eine beson⸗ 
ders fliegenreiche Gegend gefahren waren, verließen wir jetzt 
unser langsames Kanu und erreichten in dem bequemen Motor- 
boot unser Ziel vier Stunden früher. 
Im schönen, hoch und frei gelegenen Abongmbang machten 
wir einen fünftägigen Aufenthalt, da nicht genügend Träger 
zur Stelle waren. Sie mußten durch Amtsboten aus ferner 
liegenden Dörfern geholt werden, da die nächsten Ortschaften 
nicht dauernd zu Trägerdiensten herangezogen werden konnten. 
Dadurch hatten wir Muße, eine musterhaft eingerichtete 
Regierungsstation mit ausgedehnten Anlagen kennenzulernen. 
Wir sahen Korn⸗, Kartoffel-⸗, Makabo⸗ und Kassadafelder so⸗ 
wie Gemüsegärten, in denen nicht nur europäisches Gemüse, 
sondern auch Erdbeeren gediehen. Ferner fanden wir einen 
Bananenhain und eine große Vieh- und Geflügelzucht. In 
Abongmbang sahen wir auch die letzten weißen Frauen; im 
tieferen Inneren sollten wir die ersten sien. 
WVon hier führte unser Marsch durchs Land der Maka, 
eines berüchtigten Kannibalenstammes, der, wie man sagte, 
sogar seine eigenen alten Stammesangehsrigen nicht verschont, 
und dem noch im Jahre 1910 ein deutscher Kaufmanm zum
	        
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