Volltext: Analyse der Laute der menschlichen Stimme vom physikalisch-physiologischen Standpunkte

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durch Kunst vollständig nachzuahmen, selbst dem größten Scharf 
sinne unmöglich wäre. Es wurden zwar Apparate konstruirt, 
durch die man die Selbstlaute erhalten konnte, ja es sind selbst 
solche zusammengesetzt worden, welche ganze Worte gesprochen ha 
ben, namentlich verdient hier die Sprechmaschine von Faber wegen 
des Umfanges ihrer Leistung und ihrer sonstigen Gelungenheit 
einer Erwähnung. Allein können wir, selbst wenn der künstliche 
Apparat über alle Erwartung gelungen wäre, uns der Ver 
sicherung hingeben, daß er so sei, wie derjenige, mit dem uns 
die Natur beschenkt hat, — daß wir damit alle Laute, die zer 
streut in allen Sprachen der Erde enthalten sind, hervorbringen 
können? Gewiß nicht! ein Apparat fungirt nur innerhalb der 
Bedingungen, die bei seiner Konstruktion erfüllt wurden und nicht 
über diese hinaus. Den natürlichen Apparat, dieses unvergleich 
liche Organ, so einfach in seiner Einrichtung, so anscheinend ver 
worren in seiner Wirksamkeit, muß man, um auf jene Fragen 
antworten zu können, genau in seiner Thätigkeit beobachten und 
innerhalb des Chaos seiner Bewegungen, einen Standpunkt ein 
nehmen, von welchem aus dieselben einfach und in guter Ueber 
sicht erscheinen. Bevor Faber an die Ausführung seiner Sprech 
maschine denken konnte, mußte er ohne Zweifel vorerst diese Auf 
gabe sich gestellt haben, allein über die Lösung derselben wurde 
von seiner Seite nichts bekannt gegeben. Auch waren es nicht 
einmal alle in der deutschen Sprache üblichen Laute, die er me 
chanisch nachgeahmt hat. 
Dieser Weg der Beobachtung ist es nun, den ich eingeschla 
gen habe; ich beschreibe also keine Apparate, durch welche man 
die Laute der menschlichen Stimme mechanisch nachahmen kann; 
ich sondere und charakterisire nur, inwiefern es zu meinem Zwecke 
taugt, die Bewegungen, welche innerhalb unseres Sprachorganes 
vor sich gehen müssen, um diesen oder jenen Laut zu erzeugen. 
Da aber diese Bewegungen von uns geflissentlich eingeleitet und 
absichtlich ausgeführt werden, so sind es in der That auch wahre 
Erperimente, und somit haben die hier dargelegten Erkenntnisse 
ihren Ursprung gleichzeitig in beiden Quellen der Naturforschung 
— in der Beobachtung und dem Versuche.
	        
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