Volltext: Festschrift zur Erinnerung an die feierliche Einweihung des israelitischen Tempels in Linz des ersten in Oberösterreich

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prachtvollen Baum. Weithin breiteten seine Aeste sich aus und spendeten 
durch das dichte Laub kühlen Schatten. Die lieblichen Früchte und 
der klare, frische Quell, an welchem der Baum gepflanzt war, luden 
den müden Wanderer zum Ruhen ein. Er setzte sich in den Schatten 
des Baumes, labte sich an seinen Früchten, trank von dein Quell, 
und als er endlich zum Weitergehen sich anschickte, da drängte es ihn, 
seinen Dank auszusprechen. Womit soll ich dich segnen, begann er, 
alles, was das Menschenherz erfreut, besitzest du im reichsten Maße, 
nichts vermißt man hier, sollte ich dich segnen, dann würde ich sagen: 
Mögest du auch ferner zu jeder Zeit die Menschen erfreuen, wie du 
es heute gethan! 
Dem Wanderer m. H. gleichen wir, die wir heute den herrlichen, 
reichgesegneten Baum, unsern hochverehrten Gast Se. Ehrw. Herrn 
Dr. Jellinek in unserer Mitte sehen. Wir erfreuten, uns an dem 
Baume, an dem einzigen, weit über die Marken unserés Vaterlandes 
hinäus unvergleichlichen und erkennen an ihm all den reichlichen Segen. 
Der ewig frische und klare Quell, das ist die sprudelnde Beredtsamkeit, 
die unversiegt, unermüdlich immer frisch und klar von des Redners 
Lippen begeistert und begeisternd strömt, wie wir es heute selbst ver— 
nommen haben; dieser Quell hat zahllose gelabt und erquickt, belehrt 
und gebessert, getröͤstet und erfreut, und drin spiegelt sich immer die 
Sonne des Geistes. 
Von den herrlichen Früchten kann ich als einer der Schüler 
sprechen, die von dem Baume seiner Erkenntniß reichlich genossen haben, 
und wer sie genossen, dem sind wol die Augen aufgegangen. — 
Dren weithinreichenden Zweigen gleicht sein Einfluß und seine 
Macht; er ist auch ein Priester mit weltlicher Macht durch des Geistes 
Kraft und Besitz, auf diesem Fels hat er seine Burg gebaut, und 
kein Heer kann sie ihm rauben. 
Diie dichte Blätterkrone, das sind die mannigfachen Thaten, seine 
Wirksamkeit als unühertroffener Reduer, als unermüdlicher Seels orger, 
als schaffender Gelehrte, als Förderer und Pfleger der Wissenschaft 
und als wackerer Kämpfer für Freiheit. Aus dieser reichen Blätter— 
krone glänzt für uns ein frisches immergrünes Blättchen. Das ist das 
wahre Interesse, das der berühmte Prediger immer an unserer Ge— 
meinde nahm, die Freundlichkeit, mit der er immer unsern Wünschen 
entgegenkam, und die Unterstützung, die er uns zur Förderung unseres 
Tempelbaues lieh, wobei er sich wie ein wirklicher Stellvertreter Gottes 
—— 
jnriefen“. —
	        
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