Volltext: Festschrift zur Erinnerung an die feierliche Einweihung des israelitischen Tempels in Linz des ersten in Oberösterreich

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s folgte hierauf die rituelle Herausnahme, dann das Einheben 
der Thora, welche Handlungen mit Choralen begleitet wurden. 
Dr. Kurrein verrichtete sodann das Einweihungsgebet und flehte 
des Himmels reichsten Segen herab auf Se. Majestät den Kaiser, die 
durchlauchtigste Kaiserin Elisabeth, den durchlauchtigsten Kronprinzen 
Erzherzog Rudolf, sowie auf alle Glieder des erhabenen Herrscherhauses, 
auf das Land Oberösterreich, auf die Stadt Linz, auf die israelitische 
Kultusgemeinde in Linz und auf alle übrigen israelitischen Glaubens— 
genossen, endlich auf die Wolthäter und Gönner der Kultusgemeinde. 
Dem Schlußpsalme „Diesen Tag hat der Ewige geschaffen, lasset 
uns jubeln und freuen an ihm“, folgte als würdiger Endpuukt der 
Feier die Volkshymne auf dem Fuße, welche von den Anwesenden 
stehend angehört wurde. — Es war kine solenne religiöse Festlichkeit.“ 
Nach dem Ende dieser glänzenden und zur vollen Befriedigung 
aller Anwesenden abgehaltenen Feierlichkeit begann gegen 8 Uhr das 
Festbankett im Volksgarten-⸗Salon. Sämmtliche Festgäste: Se. Ehrw. 
Herr Dr. Jellinek, Se. Ehrw. Herr Dr. Frank, Prof. Sulzer und 
dessen Sohn, Kapellmeister des Wiener Burgtheaters, Herr Emanuel 
Baumgarten, Herr Reichstagsabgeordneter Dr. Hönigsmann und die 
Deputationen waren erschienen. Von der Linzer Kultusgemeinde war 
der Rabbiner mit seiner Gemalin, der ganze Vorstand und der größte 
Theil der Gemeindemitglieder mit ihren Gattinen anwesend. Viele 
Mitglieder der Liedertafel Frohsinn“ und des „Sängerbundes“, die 
aus besonderer Gefaͤlligkeit bei der Feier mitwirkten und den Dank 
der Hhdrer verdienten, waren ebenfalls unter den Gästen. 
Weaährend des Speisens wurden von der Kapelle des Infanterie— 
Regimentes Großherzog von Hessen Nr. 14, Musikpiecen vorgetragen. 
Gegen 10 Uhr begannen die Toaste. 
Die Reihe eröffnete Se. Ehrw. Herr Dr. Jellinek auf Se. Ma— 
jestät den Kaiser. 
„Geehrte Herren und Damen! 
Wir haben uns heute nicht blos an dem Wechsel der Zeiten er— 
freuen können, der es uns möͤglich gemacht hat, einen so herrlichen 
Tempel in dieser Stadt zu bauen, sondern auch an dem Wechsel der 
Witterung an dem heutigen Tage. Ich habe in der Beobachtung 
dieses Wechsels der Witterung am heutigen Tage vor mir gesehen das 
Geschick unserer Glaubensbrüder im weiteren Kreise, wie a uch die 
großen Fortschritte derselben in der Stadt Linz. Wir— Juden sind das 
Thermometer der Civilisation. Wenn man wissen will, wie es unter
	        
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