Volltext: Deutsch-österreichische Feldpost 48-74 (48-74 / 1915 / 1916)

Der alte Menschenschlächter Nikolajewitsch ist 
abgesägt worden; Zar Nikolaus will die ver 
beulte Dampfwalze von nun an selbst in die 
Hand nehmen. Die Tatsache allein, daß der 
finstere Bluthund Nikolai, der für allmächtig galt, 
seinen Platz verlassen muß, spricht ganze Bände 
und läßt für die Zukunft blühende Aussichten 
zu. Das alte russische System, dessen bedeutendste 
Merkmale der Galgen und die Knute waren, scheint 
durch und durch brüchig zu sein. Ob freilich der- 
Zar auf die Dauer der Großfürstenklique wird 
standhalten können, dürfte sehr die Frage sein. 
In Rußland sind die Herrscher bekanntlich weit 
sterblicher als anderswo, und es fehlt den ein 
flußreichen Intriganten in Petersburg nicht an 
Mitteln, unliebsame Menschen zu beseitigen. Wie 
dem aber auch sei, uns kann der Wechsel jeden 
falls recht sein, wir haben von dem neuen Dampf 
walzenführer ebenso wenig zu fürchten, wie von 
dem alten. Das umso weniger, als die Vier- 
vertzandsmächte gegenwärtig auch finanziell stark 
in der Klemme sitzen. Sie wollen zwar in Amerika 
einen Milliardenpump aufnehmen; aber die ameri 
kanischen Bankmenschen sind vorsichtige Leute, und 
der Stand des Krieges ist für die Entente gegen 
wärtig alles andere als gut. In der nächsten 
Zeit sind auch an den Dardanellen wichtige Er 
eignisse zu erwarten; die Türken bereiten eine 
große Offensive vor, sie weben den Engländern, 
Franzosen und Italienern das Leichentuch. Mögen 
also unsere Gegner das Mundwerk noch so weit 
aufreißen, uns soll es nicht stören. Es ist ein 
alter Erfahrungssatz, daß der Wanderer im Walde 
am lautesten pfeift, der die meiste Angst hat.
	        
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