Volltext: Deutsch-österreichische Feldpost Nr. 23-47 (23-47 / 1915)

Lemberg befreit. 
dn Aufatmen geht durch die österreichisch-ungari¬ 
schen Lande, wie bei uns nach der Schlacht von Tan- 
nenberg und der Winterschlacht in Masuren: Lemberg 
ist von den Russen befreit. Ueber der Hauptstadt 
Galiziens rauschen seit dem 22. Juni wieder die 
schwarzgelben Fahnen. Neun Monate und neunzehn 
Tage hat die Russenherrschaft in Lemberg gedauert, 
und die Bewohner werden diese Schreckenszeit ihr 
ganzes Leben lang nicht vergessen. Auch der russische 
Zar, der sich in der alten Galizierstadt „huldigen" ließ, 
wird mit Wehmut und Grimm an den 22. Juni 
zurückdenken. Und ebenso an die anderen Tage. Denn 
Rußlands Stern ist offensichtlich im Erlöschen. Seine 
Armeen haben fast überall eine regellose Flucht an¬ 
getreten, verfolgt von den Heeren der Verbündeten. 
Die russische Dampfwalze ist zum Gespött der ganzen 
Welt geworden. Aus dem Triumphzug nach dem 
Westen ist ein rückwärtsgehender Trauerzug gewor¬ 
den; nur die russische Laus hat ihren Triumphzug 
westwärts gemacht. Nächst Gottes Hilfe verdanken 
wir den unvergeßlichen Siegeslauf der Verbündeten 
einer fast übermenschlichen Anstrengung unserer 
tapferen Heere. Ehre und Dank diesen Helden! 
Auf den französischen und belgischen Kriegsschau¬ 
plätzen matten sich unsere Feinde mehr und mehr ab. 
Sie erleiden Verluste, die schrecklich sein müssen. 
Nicht besser geht es den Engländern und Franzosen 
an den Dardanellen; zu Tausenden fallen die An¬ 
greifer. Der Erfolg dieser Menschenopfer ist gleich 
Null. — Jetzt haben die acht Verbündeten noch einen 
Zuwachs erhalten: Die Republik San Marino will 
auch gegen die deutschen Barbaren zu Felde ziehen. 
Wir brauchen deshalb aber die Flinte noch nicht ins 
Korn zu schmeißen. Das „Heer" dieser „Republik" 
(die insgesamt etwa — 10 O00 Bewohner hat") dürfte 
kaum so stark sein wie die Zunft der Nachtwächter im 
alten Leipzig.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.