Volltext: Deutsch-österreichische Feldpost Nr. 23-47 (23-47 / 1915)

Humor in ernster Zeit. 
Die Handgranate. 
In einem Feldpostbrief ist zu lesen: „Sehr ge¬ 
ehrter Herr! Ich benutze eine Feuerpause, um Ihnen 
eine Kleinigkeit aus unserem Schützengrabenkrieg zu 
erzählen: Wir lagen auf wenige Meter Distanz' den 
Franzosen gegenüber. Drüben ging es recht aus¬ 
gelassen zu, und ich ärgerte mich schrecklich über bas 
fortgesetzte Johlen und Lachen. Als die Nothosen 
aber noch auf einer gräUich verstimmten Zieh¬ 
harmonika die Marseillaise zu spielen begannen, war 
es zu Ende mit meiner Geduld. Nasch entschlossen 
greife ich in eine Kiste, ein Wurf, und der Graben 
der Franzosen beherbergt eines der furchtbarsten 
Mordwerkzeuge. Minutenlang ist drüben alles still. 
Dann steigt giftiger Qualm auf. Ein entsetzlicher 
Fluch. Herzzerreißendes Stöhnen und Aechzen dringt 
an mein Ohr, und in dumpfem Nöcheln erstirbt der 
freche Uebermut des Feindes. — Bitte, schicken Sie 
mir umgehend noch mehr von diesen Zigarren!" 
Ein neuer Vogel. 
Unseren Feldgrauen ist bekanntlich das eigen¬ 
mächtige Requirieren streng verboten. Nur ein ge¬ 
fiedertes Weien ist „vogelfrei": die Brieftaube, und 
wir haben in Nordfrankreich schon so manchen Schlag 
ausgeräumt. 
Das hat sich der Gefreite Beck offenbar gemerkt. 
Denn als ich ihn heute beim Nupfen einiger statt¬ 
licher Enten erwischte und eine indirekte Frage über 
ihre Herkunft stellte, antwortete er ohne mit der 
Wimper zu zucken: „Entschuldigen, Herr Leutnant- 
das sind — Vriefenten!" 
•& 
Kx'regsdruckfehler. 
Da saßen nun d-e Engländer, immer noch auf den 
Sieg hoffend, in ihrem bombensicheren Unoerstarrd 
(Unterstand). 
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