Volltext: Über Volksernährung im Kriege

Geehrte Versammlung! 
Vom Weltkrieg ist schon sehr.lange die Rede. Man hat ihn immer prophezeit. 
Dabei hat man im Stillen gehofft, daß er vielleicht doch nicht kommen wird. Für 
diejenigen aber, die, sagen wir, nicht bloß die innerösterreichische Politik verfolgen, 
sondern auch ein bißchen nach außen gesehen haben, für diese war es klar, daß es 
zwischen dem aufstrebenden Deutschland und zwischen dem habgierigen England 
schließlich und endlich zu einer Austragung kommen wird. Man hat den Weltkrieg 
für das Jahr 1917 in Aussicht gestellt, und zwar deshalb, weil bekanntermaßen die 
Handelsverträge in diesem Jahre ablaufen; dadurch kennzeichnet er von Vorneherein 
seine wirtschaftliche Natur. Englands Absicht, unter Heranziehung aller möglichen 
und unmöglichen Bundesgenossen Deutschland zu isolieren und mit dem ihm Ver¬ 
bündeten Österreich wirtschaftlich vollständig vom Weltmärkte abzudrängen und auf 
diese Weise die Zentralmächte, wie wir Deutschland und -Österreich-Ungarn kurzweg 
zu nennen pflegen, in die Zwangslage zu versetzen, entweder es sich gefallen zu lassen 
oder sich den Platz auf dem Weltmärkte mit den Waffen zu erkämpfen. Daß Deutsch¬ 
land und Österreich-Ungarn die letztere Möglichkeit wählen werden, darüber schien 
kein Zweifel zu sein und daher Englands zielbewußte Einkreisungspolitik und sorg¬ 
fältigste Vorbereitung des Krieges. In Frankreich hat es leicht einen Bundes¬ 
genossen gefunden. In Frankreich wird ja ieit 40 Jahren die Revanchelust gegen 
Deutschland gezüchtet. Der jüngste Knabe nimmt in sich den Gedanken auf, daß Elsaß- 
Lothringen unberechtigter Besitz Deutschlands sei, daß daher Frankreich, dasselbe 
wieder zurückerobern müsse. Daher die Wiedereinführung der dreijährigen Präsenz¬ 
dienstpflicht, deren Wirkungen im Jahre 1917 voll zur Geltung kommen sollten. 
England hat den Krieg weiter gerüstet, indem es mit Belgien einen Geheimver¬ 
trag abgeschlossen hat, wonach es England möglich ist, englische Truppen in Belgien 
einmarschieren zu lassen. Es ist wahrscheinlich, daß zufolge dieses Geheimvertrages 
auch den Franzosen der Durchmarsch durch Belgien nach Deutschland ermöglicht wird. 
Aus all dem ist die englische Hinterhältigkeit zu ersehen, wie England fortwährend 
arbeitete, um Deutschlands Gründlichkeit, Ehrlichkeit und Arbeitsfleiß in Handel und 
Wandel niederzuringen. England ging offenbar von dem Standpunkte aus, „Frank¬ 
reich ist mir nicht mehr gefährlich, Rußland ist mir noch nicht gefährlich. Ge¬ 
fährlich ist dermalen mir Deutschland. Infolgedessen habe ich Bundesgenossen 
zn suchen, wo ich sie finde, um diesen gefährlichen Gegner mir beiseite zu schaffen". 
Rußland war, obwohl es eigentlich in der großen asiatischen Politik ein Ri¬ 
vale gegenüber England ist, dadurch zu gewinnen, daß es große Kredite von Frank¬ 
reich bekam — man spricht von einem 20 Milliarden-Kredit —, um sein Heer ausge¬ 
stalten zu können, um es besser bewaffnen zu können und sein Eisenbahnnetz zu 
vervollständigen, dessen Ausgestaltung, wie wir alle wissen, zu einer modernen Krieg¬
	        
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