Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1922 (1922)

Merkregeln für den Nunkelrübenbau. 
Dem Runkelrttbenbau wird in Österreich bei weitem nicht jene Auf 
merksamkeit zugewendet, wie dies z. B. in den landwirtschaftlich vorgeschrit 
tenen Ländern: Deutschland, Holland und Dänemark der Fall ist. Dort baut 
der Landwirt so viel Rüben, daß jede Kuh vom November bis April täglich 
20—30 ^ Rüben neben dem Kraftfutter und einer entsprechenden Menge 
Heu und Stroh erhält. 
Die Runkelrüben (Burgunderrüben) liefern in der Tat ein aus 
gezeichnetes, gesundes und milchförderndes Winterfutter, das namentlich 
auch wegen des Vegetationsmangels während des Winters ein ausge 
zeichneter Ersatz für Grünfutter ist. Die Runkelrübenfelder liefern aber 
auch von derselben Anbaufläche weit höhere Futter- und Nährstofferträge 
als z. B. die Wiesen. Der Pflanzenbau-Oberinspektor des Landeskultur- 
rates Tirol, Ing. Franz Schubert weist in seiner sehr lesenswerten 
Broschüre „Grundregeln des Futterrübenbaues" nach, daß die Futter- 
runkelrübe von derselben Fläche zehnmal soviel Futter und nach Abzug des 
allerdings hohen Wassergehalts doppelt soviel Nährstoffe gibt als die Wiest. 
Über den Anbau von Futterrunkelrüben beachte man folgende Merkregeln: 
1. Man sei bei der Sortenwahl vorsichtig und nehme zum Anbau 
nur bewährte Sorten, wie Oberndorfer, Leutewitzer und Eckendorfer 
Runkelrüben; auch Kirsches Ideal, Cimbals gelbe Riesen, Tamenkrüger usw. 
sind als gute Sorten bekannt. 
2. Die Runkelrübe gedeiht am bestem in einem warmen, hinreichend 
feuchten Klima. Sie braucht einen tiefgründigen Boden, der in sehr guter 
Dungkraft steht. Schwere, naßkalte over auch zu leichte Sandböden sind 
für die Runkelrübenkultur nicht geeignet. 
3. Die Runkelrübe ist eine wirkliche „Stallmistpflanze", braucht 
daher viel guten Stalldünger und verwertet auch die Jauche und de» 
Abortinhalt sehr gut. Vollerträge gibt sie jedoch nur bei gleichzeitiger An 
wendung von Kunstdünger. Während man in Österreich bisher vom 
Hektar nur Durchschnittserträgnisse von 200 q erzielte, rechnet man in 
Deutschland mit Durchschnittserträgen von 500 q- in der Schweiz, in 
Holland und Dänemark aber mit noch viel höheren Erlägen. Man gib! 
neben Stallmistdüngung auf das Joch 40-90 kg 40^iges Kalidüngescilz 
(oder schon im Herbste 200—300 kg Kennst), 100—230 kg Höhlen 
phosphat (oder 80—120 kg Superphosphat) und 30—60 kg schwefelsaures 
Ammoniak (oder 40—?0^A Kalkstickstoff). Man darf beim Ausstreuen nur 
Kalisalz und Kalkstickstoff mischen, Superphosphat, beziehungsweise Höhlen 
dünger darf erst einige Tage später ausgestreut werden. Schwefelsaures 
Ammoniak mischt man mit Kalisalz oder Superphosvhat. Wer an den 
Händen offene Wunden hat, darf Kalkstickftosi wcht ausstreuen, da Ent 
zündungen eintreten könnten. Die Augen schütze man durch Schutzbrillen. 
4. Die Verpflanzung von Setzlingen aus dem Hausgarten hat den 
Vorteil, daß das Unkraut nicht so sehr überhandnimmt, als beim Stecken 
der Körner oder beim Ausdrillen; verunkrautete Stellen im Felde können 
dann anfangs Juni noch gereinigt werden.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.