Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1922 (1922)

Praktische Bekämpfung der Kleeseide. 
Dazu gibt Gutsverwalter Johann Wendel im „Deutschen Bauern 
blatt" folgende Ratschläge: Sobald man in einem Kleefeld die Klecseide 
bemerkt, so muß man das ganze Kleefeld durchgehen und jeden, auch den 
kleinsten Seidefleck mit einem weithin sichtbaren Pflock bezeichnen. Die 
Stellen werden sodann mit der Sichel ganz dicht am Erdboden abgemäht, 
wobei man im Umkreise alles mitnehmen soll, was noch irgendwie seide 
verdächtig ist, wenn es auch nur einzelne Fäden sind. Das abgesichelte 
Zeug sammelt man sorgfältig, schasst es in Säcken oder Plachen vom 
Felde weg, trocknet und verbrennt es. War die Seide noch nicht in 
Samen gegangen, so kann man sie auf dem Felde aus dem abgesichelten 
Klee heraussuchen und kann diesen verfüttern. Sonst aber soll der Klee 
mitverbrannt werden. So verfährt man weiter, solange wieder Seide 
flecken auftreten. Bei einjährigen Kleekulturen wird das genügen. Bei 
mehrjährigen Beständen (Luzerne, Kleedauerwiesen usw.) nimmt man das 
Ausbrennen der Seidenester an Ort und Stelle vor, wobei es auf ein 
Paar Quadratmeter nicht ankommen soll. Man mäht diese Flecke und be 
deckt die Masse, sobald sie getrocknet ist, etwa 30 cm hoch mit einer Schichte 
kurzhalmigen, mit Petroleum besprengten Strohes, das man dann an- 
zündet. Windiges Wetter ist hiezu günstiger, weil dann die Flamme 
mehr zu Boden gedrückt wird und die Verbrennung vollkommener ist; 
dies ist bei der schon im Samen stehenden Seide unbedingt erforderlich. 
Nach zwei Wochen hält man dann auf den ausgebrannten Flecken Nach 
schau, ob keine frischen Klectriebe sichtbar, beziehungsweise ob diese mit 
Seide behaftet sind. Ist dies der Fall, so werden die behafteten Jung 
triebe abgeschnitten und in Säcken vom Felde gebracht. Nunmehr sind alle 
diese Flecken mit einer Stichschaufel tief umzuspaten, damit alles Wurzel 
werk tief in die Erde kommt. Man kann dann eine neue Aussaat vor 
nehmen, mit der man aber noch weitere zwei Wochen zuwartet, um die 
Erfolge der Vernichtungsarbeiten bestätigt zu finden. Die Seideflecke sind 
auch später im Auge zu behalten, und wenn hie und da doch wieder seide- 
haltige Pflanzenstöcke zum Vor 
schein kommen, so müssen diese 
ausgerottet und vertilgt werden. 
Erfolgt die Vertilgung gleich 
im ersten Jahre und zu einer Zeit, 
wo die Seide noch nicht Samen 
gebildet hat, so genügt oft das ein 
fache Ausbrennen ohne Petroleum, 
weil es sich dann nur um die Aus 
tilgung der oberirdischen Pflanzen 
teile handelt. In diesem Falle 
bleiben die Kleewurzelstöcke un 
beschädigt und wäre somit auch 
der frische Anbau überflüssig.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.