Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1918 (1918)

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und rote Rüben werden in trockenen Sand schichtweise eingeschlagen, Kar 
toffel», Rettich, Kohlrüben und Speiserüben können direkt auf Haufen, in 
welchen Lnftschächte aus Stangen eingestellt werden, geschichtet werden. Die 
Krautarien und der Wirsing werden mit den Wurzeln ausgezogen und ein 
geschlagen oder besser in kühlen Raum frei an Spagat aufgehängt. — Zwiebel 
wird reif in Zöpfe geflochten und kühl und dunkel aufbewahrt. 
Sobald der Garten oder das Feld vom Gemüse geräumt ist, werden 
die Kohlstrünke entfernt, 30— 50% pro Ar Staubkalk aufgestreut und 
grob umgestochen. 
Schädlingsbekämpfnng:Schneckenwerdengesammelt,von Kohlweiß 
lingen die Raupen und Eier zerdrückt, Drahtwürmer in ausgehöhlten, aus- 
gelegten Kartoffeln gefangen, Ameisenhaufen durch Übergießen von Salz 
wasser oder Petroleumlösung vernichtet; bei Kohlmade wird kein Kohl mehr 
ans dieser Stelle gebaut, die Strünke vernichtet, der Boden gekalkt; bei 
Werren wird Petroleum in die Gänge gegossen. 
Wert und Bedeutung -er Obst- und Gemüsekost. 
Bon Landwirtschaftslehrer Tifsert. 
In der Zeit des wirtschaftlichen Kampfes und der dadurch hervor 
gerufenen Fleisch- und Fettknappheit sind die Fragen von enormer Be 
deutung: „Ist Obst wirklich ein Nahrungsmittel? Hat Gemüse wirklich 
Nährwert?" Die landesübliche Antwort auf letztere Frage lautet: „Nur die 
Einbrenne, das Fett, die Zutaten machen das Gemüse zum wirklichen 
Nahrungsmittel." 
Der Körper braucht zur Unterhaltung Eiweiß — darauf beruht z. B. 
der Nährwert der Fische, — Fette, Kohlehydrate uud Salze. Nuu ist es 
bekannt, daß Obst und Gemüse verhälnismäßig verschwindende Mengen 
dieser Stoffe enthalten, dagegen bis 91% Wasser. Zerschneidet man Obst 
n»d Gemüse, so zeigt sich ein dichtes Maschenwerk von unverdaulichen Zell 
wänden und darin erst lagern die Nährstoffe. (Deshalb muß Gemüse richtig 
zubereitet und gut gekaut werden.) Daß der pflanzlichen Kost eine hohe 
Bedeutung beizumessen ist, zeigt schon die einfache Überlegung: Woher 
stammte denn sonst das Bedürfnis der riesigen Einfuhr von Gemüse und 
Obst aus dem Auslande? (Bor dem Kriege.) 
Man kann den tierischen, also auch den menschlichen Körper mit einer 
Dampfniaschine vergleichen. In beiden muß, wenn sie etwas leisten sollen, 
ein Verbrennungsprozeß vor sich gehen. Der Brennstoff für den Körper 
ist das Eiweiß. Es enthält Stickstoff, der sich zersetzt; dadurch macht er 
die Verbrennung möglich. Wenn wir 1 g Fett verbrennen, können wir da 
durch 11 Wasser um 9 Grad erwärmen. Die Verbrennung eines Gramms 
Zucker erwärmt das Wasser um 4 Grad, die von lg Eiweiß gleichfalls. 
Die Leistung, das Liter Wasser einen Grad zu erwärmen, bezeichnet man als 
Kalorie. Die Verbrennung der genannten Stoffe erzeugt im Körper genau 
soviel Wärme. Ein erwachsener Mensch von 70 kg Gewicht braucht
	        
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