Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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6. Trägt ein Baum nicht oder ist die Sorte schlecht, hacke ihn 
nicht kurzerhand ab. Probiert erst mit Umpfropfen: Jst's ein ganz alter, 
Iragmüder Gesell, mach kurzen Prozeß und gib ihm mit dem Beil 
die Ruhe. 
7. Der Obstbaum ist auch eine Kulturpflanze und für Dünger sehr 
dankbar. Dabei ist zu merken: Verwende nie künstlichen Dünger, Thomas 
mehl, Kainit usw. allein, sondern immer mit verrottetem, nicht frischem 
Stallmist zusammen. Den Dünger zu streuen wäre ein Fehler. Grab ihn 
vielmehr mit dem Spaten unter. Das machen wir so, daß wir Furchen 
von 30 cm Tiefe ausheben und darin den Dünger eingraben; mit den 
Furchen ist jedes Jahr zu wechseln. 
8. Hast du eine Hauswand, die nicht mit Wein berankt ist, mach 
ein Obstspalier. Wie viele Häuser auf dem Lande stehen kahl und wie schön 
und nützlich wäre es, wenn mehr Obst an den Häusern und in den Gärten 
gezogen würde. 
9. Nimm deine Kinder mit, wenn du an deinen Obstbäumen arbeitest. 
Nicht früh genug kannst du in jugendliche Herzen die Liebe zur Natur legen. 
Laß sie fleißig mitarbeiten und erkläre ihnen, warum du es so machst und 
nicht anders. Auch dadurch findest du den Weg zum Herzen deines Kindes. 
Das Auslichten -er Obstbimme. 
(Mit 2 Abbildungen.) 
Die Vereinigung aller Kräfte zur Landesverteidigung erfordert auch 
in der Obstkultur eine Einschränkung der Arbeiten, welche im gewissen Sinne 
mit allen jenen Maßnahmen, die man mit dem Worte „Durchhalten" be 
zeichnet, eine Ähnlichkeit haben. Vielfach wird dieses Durchhallen bei der 
Durchführung der Arbeiten als guter Lehrineister sogar von Erfolg begleitet 
sein. Die kleinliche, wenn auch mit viel Liebe durchgeführte Arbeit an den 
Bäumen wird einer gewissen Großzügigkeit, die in der Einfachheit ihren 
Ausdruck findet, weichen. Auch das Auslichten (Ausputzen) der Bäume sowie 
das Reinigen derselben wird eine Vereinfachung und Verbesserung erfahren. 
Das Abkratzen der Flechten und Moose mit Baumkratzer usw. wird durch 
einen Anstrich mit verdünnter Kalkmilch ersetzt, der Baumschnitt aus das 
Einkürzen der langen aus der Form herausragenden Zweige beschränkt und 
das Auslichten zu einer wichtigen Arbeit werden. 
Es ist bekannt, daß unsere Obstbäume meistens mehr Triebe und 
Zweige entwickeln, als sie zum Hervorbringen der Früchte benötigen. Be 
sonders in der ersten Zeit veranlaßt der Baumschnitt die Bildung zahlreicher 
Holztriebe, was im äußeren Kronenumfange eine dichte Belaubung und 
innerhalb der Krone infolge der Beschattung Kahlheit der Äste zur Folge 
hat. Abb. 7 stellt eine junge, kräftig wachsende Baumkrone dar, bei welcher 
die sogenannten Konkurrenztriebe, das sind lange seitliche Holztriebe, zur 
Verdichtung der Krone beitragen und die Fruchtbarkeit des Baumes ver 
zögern. Gleichzeitig verursachen sie zwecklose Vergabelungen der Äste und, wenn 
sie in späteren Jahren weggenommen werden, lückenhafte Kronenbildungen.