Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1913 (1913)

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Gottseibeiuns, weil er mit ihnen grob verfährt und seine Frau nicht ein 
mal einen „nutzen Sterz" kochen kann. Der Hiasgruber ist ein zu guter 
Mensch, als daß er 's über sich gebracht hätte, mit seinem Sohn jemals 
ein ernstes Wort zu sprechen. Jetzt ist dieser dem Vater über den Kopf 
gewachsen und „verludert" jeden Groschen, der sich vom Hause trennen 
läßt. Der Mooswieser mußte bald nach der Hochzeit seine Hosen der 
Frau überlassen, die mit der Zeit alles verwirtschaftete und es schließlich 
so weit brachte, daß im Hause fast nichts mehr zu finden ist. Den Zaun 
bergler kennt jeder Schreiber in der Stadt, jeder Gerichtsherr und Advokat. 
Es wird auch nicht mehr lange währen, bis er alles „verprozessiert" 
haben wird. Der Grabenwalder bezeichnete schon vor zwanzig Jahren 
die Schule als eine Anstalt zur Heranbildung von „Umsonstfressern" und 
die Bücher insgesamt als „Firlefanz". Kein Wunder daher, daß sein 
Sohn und Nachfolger mit Zähigkeit an dem Althergebrachten hängt und 
es in seiner Wirtschaft stetig abwärts geht. Den Krügelhuber erbarmt 
kein Haustier, da jedes hungern muß und durch sein Aussehen an die 
sieben teuren Jahre erinnert. Seine Acker sind auch uur schlecht bestellt, 
infolgedessen sie keinen Ertrag liefern. 
Die vorangeführten Beispiele — und man könnte ähnliche noch viele 
aufzählen — beweisen zur Genüge, daß die häufigen Klagen über den 
schlechten Wirtschaftsgang ihren Grund häufig im eigenen Verschulden 
mancher Besitzer haben. Das Gegenteil wird natürlich nur derjenige 
behaupten wollen, welcher sich ganz oder teilweise getroffen fühlt. Man 
muß ja zugeben, daß sich auf einem schon anfänglich belasteten Besitz 
schwer ein besseres Auskommen finden läßt; man darf nicht übersehen, 
daß Unglücksfälle aller Art das Wirtschaften nachteilig beeinflussen können; 
man kann sich der Einsicht nicht verschließen, daß es da und dort auch an 
der richtigen Veranlagung oder Eignung zur Ausübung des landwirt 
schaftlichen Berufes fehlt; endlich wird man zugeben müssen, daß der zu 
nehmende Luxus und die Genußsucht unter dem Hausgesinde gesteigerte 
Anforderungen an die Besitzer stellt: allein diese werden sich doch dazu 
bequemen müssen, unnütze Ausgaben zu vermeiden und sonst auf eine 
Erhöhung des Wirtschaftsertrages abzielende Verbesserungen eintreten zu 
lassen. Wer immer nur klagt und darüber nicht nachsinnt, was seiner 
Wirtschaft frommen und wie er ihr durch die richtige Erkenntnis und 
Beseitigung seiner eigenen Fehler unter die Arme greifen könnte, der gleicht 
einem Kranken, welcher zu seiner Genesung selbst nichts unternimmt und 
am Ende die vom Arzte verordnete Arznei noch weggießt. Wem aber 
nicht zu raten ist, dem ist auch nicht zu helfen. Ein solcher möge sich 
aber auch hinter die Ohren schreiben, daß er sich durch seine Verstocktheit 
des Rechtes auf eine Milde des Urteils und teilnehmende Behandlung 
seitens seiner Mitmenschen begibt. Im Leben hört man doch so oft sagen: 
„Dem geschieht es recht, da er es selbst so gewollt hat." 
Nik. Lex, „Ökonom". 
Der Unschuld Schutz — der Freiheit Wehr', 
Der Falschheit Trutz — der Wahrheit Ehr'! Roscgger.
	        
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