Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1913 (1913)

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Enttäuschungen an den Mitmenschen, so daß einem auf einmal die ganze 
Welt zuwider wird. Läßt man sich in diesen gefährlichen Zeiten gehen, 
so läuft man Gefahr, im Unglück zu ertrinken. Da heißt es aber, sich 
baldigst besinnen, Arme und Beine munter auszustrecken und mit aller 
Kraft wieder zu schwimmen beginnen. Wenn man erst wieder das richtige 
Tempo erlangt hat, dann geht's wieder wie von selber weiter. Aber ohne 
Bewegung sinkt man eben unter und ist verloren. 
Die noch vielfach vertretene und verderbliche Auffassung, daß das 
Unglück eine Strafe für eine sündhafte Tat sei, trägt viel zur Verschlechterung 
der Lage bei. Es liegt viel mehr Wahrheit darin, das Unglück als eine 
notwendige Prüfung der Kräfte aufzufassen. Nicht zur Strafe, sondern 
zur Prüfung unserer Kräfte, nicht zu unserem Nachteil, sondern zu unserem 
Vorteil wurde uns das Unglück geschickt. Wenn wir uns diese Auffassung 
zu eigen machen, werden wir finden, daß wir nach einem Unglücke wie 
neu gestärkt wieder zu arbeiten beginnen. Damit ist nicht etwa gemeint, 
daß wir gar zu optimistisch oder leichtfertig werden sollen. Das Unglück 
muß uns schon zuvor etwas schütteln und beuteln, bevor wir wirklich 
einen Vorteil daraus ziehen können. 
Als vorzügliches Mittel gegen allzu große Mißstimmung bei Unglücks 
fällen raten manche Lebenskünstter an, sich intensiv in die Lage zu ver 
setzen, als wäre das Unglück schon vor Jahren geschehen. „Wie werde 
ich nach einem Jahre, nach 10, nach 20 Jahren darüber denken." Solche 
und ähnliche Gedanken werde» viel dazu beitragen, daß wir den Mut 
nicht verlieren und immer wieder von neuem ans Werk gehe», um endlich 
an das Ziel zu gelangen. Kleinere Zwischenfälle sollten uns überhaupt 
nicht berühren können. Auch das Sprichwort: „Es ist kein Unglück so 
groß, es birgt ein Glück im Schoß", hat viel Wahres an sich und kann 
uns zum Troste gereichen. p. (Prall. Santa.) 
„Die Mittel zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage unseres 
Bauernstandes liegen nicht nur auf dem Gebiete der Zollgesetzgebung und 
Agrarpolitik, sondern auch im Wissen und Können des Bauern selbst, 
denn eine zielbewußte Wirtschaftspolitik hat nur die Aufgabe, diesem 
Wissen und Können des einzelnen Produzenten die Grundlagen der 
Entwicklung zu bieten." Dr. Adolf Oner-.uaper Brünn. 
Hebung der Erträge der Weiden. 
Mit Abbildung.) 
R. S. In neuerer Zeit wird auch bei uns die Kultur der bisher 
stark vernachlässigten Weiden in Angriff genommen. Zunächst werden 
Weidegenossenschasten gegründet, deren erste Aufgabe es ist, die herunler- 
gekommeuen Weideflächen zu vcrbesier». — Ein sprechendes Beispiel, 
welche Erfolge die richtige Kultivierung von Weide» bringe» kau», zeig» 
Versuche, die auf der Seiseralpe in Tirol, der größten Alpe Österreichs, 
von Herrn I. Plunger, Kastelriith, durchgeführt wurde». Auf dieser Alpe 
wird jährlich einmal gemäht und daun das Vieh aufgelriebe». Das Heu
	        
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