Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1913 (1913)

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aus dem Hesiods Lehrgedicht „Werke und Tage" mit seinen Anweisungen 
zum -Ackerbau und seinem Bauernkalender stammt. 550 v. Chr. schreibt 
der gleichfalls schon erwähnte Karthager Mago seine 28 Bücher über die 
Landwirtschaft, die 400 Jahre später auf Befehl des Römischen Senates 
ins Lateinische übersetzt wurden. Der große Aristoteles beobachtet ums 
Jahr 330 v. Chr. viele Tierkrankheilen und beschreibt sie, darunter 
Schweineruhr, Schweinefinnen, Pferderotz u. a. Er verwertet auch mit 
Theophrastes die Forschungen, die 327 v. Chr. von einem wissenschaftlichen 
Stabe Alexanders des Großen auf dem Zuge nach Indien über fremde 
Tiere und Pflanzen, wie Bananen, Reis usw., angestellt wurden. Theophrastes 
treibt überhaupt viel Pflanzenkunde, legt einen botanischen Garten an und 
erwähnt 320 zuerst die Zichorie. 184 v. Chr. schreibt der bekannte strenge 
Cato der Ältere sein wertvolles Buch über die römische Landwirtschaft. 
37 v. Chr folgt ihm Terrentius Barro, der drei Bücher über Ackerbau, 
Viehzucht und Vogel- und Fischzucht usw. verfaßt. Sieben Jahre später 
vollendet der berühmte Dichter Vergil seine Georgien, vier Bücher in 
Versen über die Landwirtschaft: Feldbau, Baumzucht. Viehzucht, Imkerei. 
Er kennt die Schafräude. 
Nach Christi Geburt nimmt in den ersten Jahrhunderten die land 
wirtschaftliche Literatur sehr zu, aber die Stürme der Völkerwanderung 
warfen die Landwirtschaft und die Lehre von ihr zurück. Jü. landw. Ztg. 
An die Bauerntöchter! 
Liebe Mädchen, lernet stricken, 
Waschen, bügeln, Hemden flicken, 
Kochen, backen, braten, scheuern, 
Und sogar das Spinnrad leiern! 
Sauber Haus und Stube fegen, 
Sparsam Holz ans Feuer legen; 
Beiten machen, Schweine futtern, 
Kühe melken, reinlich buttern; 
Kinder hegen. Kranke pflegen 
Und die Hände munter regen 
Wie im Garten so im Stall, 
In der Küche — überall! 
Betten lüften, Strümpfe stopfen, 
Fenster putzen, Zeug ausklopfen, 
Hosen flicken, Knöpf' annütfln, 
Überall zum Rechten seh'n! 
Lernet alles sauber halten, 
Traulich euer Haus gestalten! 
Liebevoll mit jedem sein, 
Ob arm, ob reich, ob groß, ob klein! 
Lernt des Morgens früh auisteh'n, 
Sittsam auf der Gasse geh'n, 
Auch ein bißchen Schreiberei, 
Und das Einmaleins dabei — 
Dann könnt Ihr einmal auf Erden 
Stramme Bäuerinnen werden! — 
Wann's schlecht geht. 
„Wenn's gut geht, ist's keine Kunst, zu wirtschaften." Diesen Aus 
spruch hörte ich einmal von einem alten, ergrauten Bauer, dem das Schick 
sal schon so manches mitgespielt hatte, der aber seine gute Laune dabei 
niemals verlor. Es gibt auch tatsächlich nichts Gefährlicheres, als bei ein 
tretenden Unglücksfällen sofort den Mut zu verlieren. Im Gegenteil, ge 
rade dann heißt es alle Kräfte zusammennehmen und Kops hoch halten. 
Es kommen oftmals Zeiten, wo sich scheinbar alles gegen einen ver 
schworen hat: Im Viehstande folgt Unglück auf Unglück, die Feldfrüchte 
müssen infolge schlechten Wetters verderben, dazu womöglich noch bittere
	        
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