Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1913 (1913)

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Ein Leichenzug hat zumeist etwas Trauriges an sich, besonders wenn der 
Verstorbene ein Mensch war. 
Nicht nur die Vorgebirge sind schön, auch die wohlgeformten hintern haben 
ihre Reize. 
Was nützt es uns, wenn wir vorn eine schöne Fassade haben und hinten 
keine Luft. 
Wer jemals in kummervoller Nacht die Träne der Menschheit geweint hat, 
der weiß, daß sie bitter schmeckt, wie glühendes Eisen. 
Ich möchte die Herren vom Polenklub um etwas mehr Ruhe und Aufmerk 
samkeit bitten, denn das, was ich zu besprechen habe, geht gerade Sie an. Es handelt 
sich nämlich um die galizischen Schweine. 
Nur der Großgrundbesitzer ist an dem allen schuld. Der Baron G . . . 
z. B. hat allein einen Umfang von 15.000 Joch. 
Ein Feuerwerk soll glänzen und leuchten, nicht nur knallen und stinken, wie 
es der Herr Vorredner soeben getan hat. 
Mist und Jauche sind für den rationellen Landmann das, was Nektar und 
Ambrosia für die alten Griechen waren. 
Ich verwahre mich ganz entschieden gegen diese Einschränkung der Rede 
freiheit. Schon in der Bibel heißt es: „Dem Ochsen, der da drischt, dem sollst du 
nicht das Maul verbinden." 
An der vornehmen Gesinnung und an den feineren körperlichen und geistigen 
Bewegungen erkennt man den gebildeten Mann und nicht daran, daß er alle acht 
oder vierzehn Tage sein Hemd wechselt. 
In diesem Augenblicke kommandierte der blutjunge Leutnant Feuer und gleich 
darauf wälzten sich mehrere Leichen im Blute der Straße. 
In diesen Gegenden ist das Schwein die Mutter der armen Leute. 
Meine Herren! Wenn wir dieses elende Gesindel betrachten, so können wir mit 
Stolz sagen, daß wir auch so gut sind. 
Schon so mancher Tote hat sich gefragt: „War es denn wert, daß ich über 
haupt gelebt habe?" 
Greifen Sie sich einmal nachdenklich und aufrichtig an den Kops und Sie 
werden gleich spüren, wo Sie der Schuh drückt!" 
Ihr dröhnendes Schweigen beweist mir, daß Sie meinen Ausführungen 
zustimmen. 
Dieser Notschrei des Volkes stinkt bereits zum Himmel empor, wozu ihm 
eine große Berechtigung innewohnt. 
Zu den sieben dürren Jahren der Landbevölkerung gehört auch das Automobil, 
das in seinem Schnelligkeitswahnsinn Menschen, Schweine, Kälber, Rinder, Geflügel, 
Alleebäume, kurz alles, was ihm in den Weg tritt, rücksichtslos tötet. 
Ein Wurm, der getreten wird, krümmt sich beizeiten. 
Der Bauer hatte drei Schweine, von denen eines krank wurde. Bald darauf 
meldete sich auch das zweite krank und fraß nicht. 
Wir Landwirte werden alle Tage von einer anderen Laus gebissen, wozu 
wir Ja und Amen sagen müssen. 
Schließlich bin ich nach langen Irrfahrten endlich auf die Jauche gekommen, 
die mich bisher völlig befriedigt hat. 
Wir sehr das Schweiß! schon im Altertum geschätzt wurde, geht daraus hervor, 
daß es göttliche Sauhirten gab. 
Wozu brauchen wir denn den verderblichen Alkohol, wo wir doch ein sehr 
gutes Bier haben! 
Ein saftiger, stinkender Dünger muß jeden Menschen mit Freude erfüllen. 
Wenn die Bäuerin ihre Milch direkt an die Konsumenten abgeben könnte, 
wäre beiden Teilen geholfen.
	        
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