Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1912 (1912)

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Der „fromme Wunsch" aber lautet, es möchte endlich der Tier 
quälerei-Paragraph des Strafgesetzbuches so verbessert werden, daß nicht 
nur der Viehtreiber allein für Mißhandlung von Tieren, welche infolge 
von verwahrlosten Klauen marschunfähig sind, sondern auch der Verkäufer, 
der es unterließ, vor Weggang seines Tieres dessen Klauen instandsetzen 
zu lassen, bestraft werden könne. Und die Viehtreiber müßten numerierte 
Schilder am Arme tragen (wie in der Amtshauptmannschaft Meißen), 
damit es leichter möglich wird, rohe Menschen zur Anzeige zu bringen. 
Es sollen Zucht und Ordnung walten 
In deinem Hause überall, 
Ein jedes Tier sei gut gehalten 
Und reinlich selbst des Schweines Stall. 
Erfolgreiche Bekämpfung der Wühlmaus. 
(Mit 2 Abbildungen.) 
Von all den verschiedenen Schädlingen unseres Obstbaues ist wohl 
kein anderer im stände, innerhalb der allerkürzesten Zeit einen derartigen 
Schaden anzurichten, als die Wühl- oder Schermaus, nicht zu verwechseln 
mit dem auch vielfach mit dem zweiten Namen be 
legten Maulwurf, der Pflanzenwurzeln nie abnagt 
und als ausschließlicher Jnsektenvertilger einer unse 
rer wertvollsten Mitarbeiter im Kampfe gegen die 
tierischen Schädlinge ist. 
Leider findet eine fortwährende Verwechslung 
dieser beiden und um so eher statt, als die Wühl 
maus, obwohl sie sehr gut graben kann, in ihrer 
Bequemlichkeit sehr häufig die Gänge des Maul 
wurfes benutzt, während ihre eigenen normal seich 
ter angelegt sind und infolgedessen nicht selten an 
der Erdoberfläche etwas zutage treten. Dadurch wird die Auffindung der 
selben und die Bekämpfung sehr bedeutend erleichtert. 
Die großen Schädigungen der Wühlmaus beruhen darin, daß die 
selbe oft innerhalb einiger Stunden die Wurzeln selbst 10—12jähriger 
Bäume derart benagt, daß dieselben vollständig eingehen. 
Nachdem die Vermehrung außerdem eine ziemlich starke ist, nämlich 
3—4mal im Jahr 2—9 Junge, so kann man sich vorstellen, welchen Schaden 
eine solche Wühlmausfamilie in einem Obstgarten anzustellen vermag. 
Tatsächlich werden auch aus verschiedenen Gegenden derartige Schädi 
gungen dieses ungemein gefräßigen Nagers gemeldet, daß infolgedessen so 
gar die Neuanpflanzung von Obstbäumen vollständig aufgegeben wird. 
Auch der Verfasser dieses hat mit diesem Schädling die allertraurigsten 
Erfahrungen gemacht und wurden demselben in 2 aufeinanderfolgenden 
Wintern über ein Dutzend gerade der allerschönsten und im kräftigsten 
Wachstume befindlichen Obstbäume — wie dies stets der Fall ist — derart 
abgenagt, daß sie sich ohne weiteres aus der Erde ziehen ließen. 
Daß ein größerer Teil dieser Obstbäume trotzdem gerettet werden 
konnte, ist nur dem Verpflanzen in besonders vorbereitetes gutes, lockeres,
	        
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