Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1910 (1910)

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Telegrammstil. Ein Viehhändler telegraphiert seinem Geschäftsfreund: „Morgen 
sind alle Schweine auf der Station. Ich erwarte auch Sie Ich kann erst übermorgen 
kommen, weil der Personenzug keine Ochsen aufnimmt. Viehpreise gestiegen, versorgen 
Sie sich. Wenn Sie Ochsen brauchen, denken Sie an mich." 
Merkwürdig. „Wenn ich auf der Kanzel stehe", sagte ein Pfarrer, „und die 
kostbaren Sonntagsgewänder meiner Pfarrkinder sehe, so frage ich mich: wo sind denn 
heute die Armen? Wenn ich aber nach der Predigt die Sammelbüchse öffne und die 
kleinen Münzen zähle, dann frage ich mich: wo waren denn heute die Reichen?" 
Der rechte Mann. Heiratsvermittler (oer einer Dame verschiedene Photo 
graphien zeigt): „Dieser Herr ist ein hoher Fünfziger, besitzt aber drei schuldenfreie 
Häuser in der Stadt!" — Dame: „Den nehm' ich, ich bin nämlich sehr fürs 
Häusliche!" 
Gute Wirkung des Aberglaubens. 
Ein gerissener Ruthene schlief mit fünf polnischen Arbeitskameraden im Schlaf 
hause zu Zalenze. In einer der letzten Nächte waren ihm 24 Mark abhanden ge 
kommen; aber seine Schlafkameraden leugneten entrüstet, den Diebstahl begangen zu 
haben. Der Ruthene aber kannte den Aberglauben seiner Mitarbeiter. Er rief sie zu 
sammen und überreichte jedem einen kurzen Stab mit einer Ansprache etwa dieser 
Art: „Hiemit bekommt ihr von mir je einen Stab. Der eine ist genau so lang wie 
der andere. Aber wenn 30 Minuten vergangen sein werden, wird der Stab desjenigen, 
der mir das Geld gestohlen hat, um einen Zoll gewachsen sein. Nach einer halben 
Stunde gibt mir jeder den Stab wieder." Und so geschah es. Nach einer halben 
Stunde bekam der Ruthene fünf Stäbe zurück. Vier davon waren noch so lang wie 
vorher; einer aber hatte seine, Länge verändert. Indessen nicht länger war er ge 
worden, sondern kürzer. Dem Überbringer dieses Stabes sagte der Ruthene den Dieb 
stahl auf den Kopf zu, und unter Tränen gestand jener auch die Tat. Nur konnte 
er nicht recht begreifen, wie der Bestohlene ihn herausgefunden hatte. Er hatte näm 
lich den Stab um genau einen Zoll gekürzt, damit der Ruthene nicht merken sollte, 
daß das verräterische Holz einen Zoll gewachsen war. 
Gut pariert. Angehörige zweier feindlicher Studentenkorporationen sitzen in 
einem Restaurant an zwei benachbarten Tischen. Studios A., der gerne einen Rauf 
handel heraufbeschwören möchte, ruft zum Nachbartisch hinüber: „Wer hat zu mir 
jetzt ,dummer JungeU gesagt?" — Studios B. am andern Tisch: „Niemand, wir 
haben's ja gar nicht gewußt." 
Logisch. Schutzmann: „He, Sie da, Ihr Hund hat ja keinen Maulkorb an!?" 
— Herr: „Ja, was geht Mich denn der Hund an? Das ist ja gar nicht mein 
Hund!" — Schutzmann: „Ach was, er läuft Ihnen doch nach und hat keinen 
Maulkorb an!" — Herr: „Na hören Sie einmal, Sie laufen mir doch auch nach 
und haben keinen Maulkorb an!" 
Zu gewissenhaft. Bauer (heimkehrend): „I hab' a Retourbillet g'habt, bin 
aber mit dem Nazl zu Fuß 'gangen!" — Bäuerin: „Jessas — wenn das 'raus 
kommt!" 
Undankbare Welt. 
Ein junger Arzt, dem es an Praxis fehlte, 
Macht' plötzlich in der Zeitung viel Geschrei 
Von der Entdeckung, die ihn hoch beseelte, 
Daß nämlich Dummheit wirklich heilbar sei. — 
Nun, meint ihr, daß man sich um ihn gerissen? — 
Bewahre Gott! — Verhungern hat er müssen! 
Alles da! Sagen Sie mal, guter Freund, ist das ein guter Gasthof?" 
„Woll, woll!" — „Und man ist dort gut untergebracht?" — „O freili'!" — „Kost 
gut und preiswürdig?" — „Sell scho'!" — „Hinreichend Betten?" — „Gnua!" — 
„Keine Wanzen?" — „Wanzen aa' — feit (fehlt) si nix!" 
Heiratsfähig. „Anna, Sie wollen heiraten? Hat denn Ihr Schatz auch die 
nötigen Existenzmittel?" — O, Herr Krause, ich kann Ihnen nur sagen — es ist 
ein ganz kapitaler Kerl!" 
^ Jugendgericht. „Du gestehst also ein, daß du an die Tafel geschrieben hast, 
ich sei ein großer Esel; na, ich freue mich wenigstens, daß du bei der Wahrheit bleibst."
	        
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