Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1909 (1909)

[landwirtschaftliches 
e | Erziehung tüchtiger Viehzüchter. 
>e Die wirtschaftlichen Verhältnisse brachten es im Laufe der Jahrzehnte 
iimit sich, daß der Bauer, selbst in jenen Gegenden,,, wo der Getreidebau 
Mvch halberträglich war, darauf bedacht sein mußte, Änderungen in seinem 
ie aBirtfdE)aft§6etriebe eintreten zu lassen, welche ihm den Ausfall der Ein- 
Q fünfte nicht nur decken, sondern erhöhte Einnahmen verschaffen halfen. 
0 Zu diesen Hilfsmitteln gehörte vor allem eine richtig geführte Rind- 
viehzucht. Züchter, nicht Viehhalter, müssen der Bauer und seine 
Söhne werden und gewiß schadet es nicht, sondern bringt einer jeden 
Wirtschaft großen Nutzen, wenn auch die Bauerstochter, welche ja in kom- 
'emender Zeit die Vorsteherin eines Bauernanwesens werden soll, mit den 
^Grundregeln einer gut geleiteten Rindviehzucht theoretisch wie praktisch wohl 
epertraut ist. 
| Der Mittel- und Kleinbesitz befaßt sich bei uns größtenteils mit der 
^Viehzucht, jedoch ist diese Arbeit zumeist dem weiblichen Dienstpersonal oder 
.der Bäuerin mit ihren Töchtern überlassen. Jedem Landwirt ist es ja genug 
■'besannt, wie schwer es ist, tüchtiges Stallpersonal zu bekommen und nur 
wenige sich dieser Beschäftigung widmen wollen, ja dieselbe förmlich als 
entehrend betrachten. 
Das Kapitel „Viehzucht" lernt sich aber nicht so schnell und leicht, 
nroie sich mancher denkt, es bedarf von frühester Jugend eines genauen 
lgBeobachtens und selbsttätiger Arbeit. Wenn von mancher Bäuerin gesagt 
^vird, „die hat eine gute Hand fürs Vieh", so sage ich, die hat auch 
dazu das nötige Verständnis, die angeborene oder anerzogene Freude zur 
Viehzucht. — So wie es bei uns in Oberösterreich ist, daß der weiblichen 
bäuerlichen Bevölkerung die Stallarbeit beziehungsweise Rindviehaufzucht 
zugewiesen ist, so finden wir diese Einrichtung leider auch noch in vielen 
anderen Kronländern Österreichs, während uns gute Beispiele vom männ 
lichen Stallpersonal, „Bauer wie dessen Söhne und Knechte", Tirol, 
Vorarlberg, Algäu, Schweiz, Schleswig-Holstein, Dänemark usw. bieten. 
Der Bauer muß es sich zur Ehre schätzen und sein größter Stolz darin 
liegen, sein Vieh selbst zu betreuen oder doch die ständige Oberaufsicht über 
Jeine Viehherde zu führen. 
^ Jeder Beruf will und muß erlernt werden und wahrlich gehört die 
Viehzucht gerade nicht zu den leichtesten Teilen des an und für sich große
	        
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