Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1903 (1903)

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den Zigeuner kommen. „Gutes Geschäft gemacht?" „Ein ausgezeichnetes. Die 
alte Schindmähre hinkt ja. Ich hatte auf kaum 25 Gulden gerechnet, und der Jude 
hat 50 Gulden gezahlt." „Du Dummkopf! Der Jude hat eben gesehen, was Dir 
entgangen ist: das Pferd ist schlecht beschlagen; wenn der eine Hufnagel heraus 
gezogen wird, dann hinkt's nicht mehr!" Der Zigeuner lacht. „Es hinkt doch 
noch und wird immer hinken. Den Nagel habe ich ja extra eingeschlagen, um den 
Juden zu täuschen, und er ist auch glücklich hereingefallen." Dem Gutsherrn bereitet 
die Sache Spaß, er läßt abermals den Juden holen und erzählt ihm, welchen Streich 
der Zigeuner ihm gespielt hat. Der Jude macht große Augen, begreift endlich und 
platzt heraus: „Ah, dieser Spitzbube, diese Canaille! ... Da ist's doch gut gewesen, 
daß ich ihm einen falschen Schein gegeben habe!" 
Dirndl. 
Drob'n auf der Alm, da hockt a Herr, 
Der kimmt schier von Preußen her, 
Ausländerisch schaut er aus schon recht, 
Deutsch kann er a bißl, aber schlecht. 
„Nu, liebe Frau, möcht ich mich laben, 
Kann ich ein Tröpfchen Milch wohl haben?" 
„Recht gern," sagt d' Sennerin, wann is hätt', 
Aber koa Frau, dös bin i nöt." 
„Ist an Milch hier große Noth? 
Dann, Fräulein, gibt's wohl Butterbrod?" 
„Recht gern," sagt's, „wann i nur eins hätt', 
Aber koa Fräulein bin i nöt." 
„Na, Jungfrau, sei'n Sie nur nicht böse! 
Dann gibt's doch wohl ein Stückchen Käse?" 
„Recht gern," sagt's, „wann i nur ein' hätt'. 
Aber koa Jungfrau bin i nöt." 
„Wie soll ich denn das Räthsel lösen? 
Wer sind Sie denn, verehrtes Wesen?" 
„Herrgott", sagt sie, „is dös a Gwalt! 
Wer werd' i sein? — a Dirndl halt." 
Aus: „Bauernführer". 
Anzüglich. „I will net grob werd'n, Girgl — aber wenn i mir so Dein 
Schädl anschau' und mei Pratz'n, glaub i' alleweil: die g'hör'n z'samm'!" 
Passende Gelegenheit. Gatte (aus der Zeitung vorlesend): „Da ist wieder 
ein Herr von der elektrischen Straßenbahn überfahren worden, gerade, als er sich 
seine Cigarre anzünden wollte!" Gattin (eifrig): „Da hast Du 's wieder mit dem 
albernen Rauchen!" 
Hereingefallen. „Nicht wahr, liebes Kind, man ist doch nur, wie der 
Franzose sagt, so alt, als man scheint?" — „O gewiß! Sie zum Beispiel, gnädige 
Frau, scheinen sicher erst dreißig!" — „Oho, das möchte ich mir verbitten — ich bin 
erst dreißig!" 
Das ist was anderes. Mann (Pantoffelheld): „Sieh doch 'mal, Minna, wie 
der Hund in die Stube geschmutzt hat." — Frau: „Das schadet nichts." — Mann: 
„Natürlich, alles, was Dein Liebling, der Hund, anrichtet, das schadet nichts — das 
sollte ich nur gewesen sein!" 
Darum. A.: „Entzückend! Sehen Sie nur das prachtvolle Haar von Fräulein 
Hildegard!" — B.: „Ja, das hat sie von ihrem Vater!" — A.: „Aber, ich bitte 
Sie, der ist ja ganz kahl!" — B.: „Allerdings, aber er ist Friseur!" 
Aus der Lebewelt. „Mein Herr, Sie haben meine Frau entführt, Sie werden 
sich mit mir schießen!" — Lebemann: „Nein, das werde ich nicht thun, lieber lasse 
ich Ihre Frau schießen!" 
Pech. „Da soll doch gleich das Donnerwetter d'reinschlagen! Gestern meld' 
ich meinen Concurs an und heute brennt mir mein Cassier mit dem Geld durch!"
	        
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