Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1903 (1903)

97 
naturwahr und maletisch z. B. die im Kunstverlage von Julius Hoffmann, 
Stuttgart, in drei Tönen erschienenen Thierbilder der bekannten Thiermaler 
Fr. Specht, G. Sturm, I. Schmitzberger, Jos. Kerschensteiner und W. Hoff 
mann sind. Es ist deshalb kein Wunder, daß diese im Format 40 : 50 cm 
hergestellten Blätter zum Preise ä M. 1.— sich stets des größten Beifalles 
jedes Naturfreundes erfreuen. P . . . r. 
Prüfung der Milch auf den Säuregehalt. 
Zur Prüfung der Milch auf ihren Säuerungsgrad gibt es für die 
Praxis mehrere einfache Verfahren, jedoch als unerreicht in Bezug auf Ein 
fachheit, Billigkeit und Zweckmäßigkeit muß von allen diesen die sogenannte 
Alkoholprobe bezeichnet und daher in erster Linie empfohlen werden. Der 
Erfinder dieser nunmehr sich über zehn Jahre bereits praktisch bewährenden 
Methode gieng von folgenden Gesichtspunkten aus: Mischt man gleiche Theile 
Milch und absoluten (ungefähr 96- bis 98grädigen) Alkohol, so tritt eine 
sofortige Coagulierung ein, hingegen bewirkt ein verdünnter Alkohol den 
gleichen Vorgang nur bei Vorhandensein einer gewissen Säuremenge. Auf 
rein empirischem Wege hat nun der Erfinder herausgefunden, daß, wenn 
bei Mischung gleicher Theile (ungefähr je ein Fingerhut voll) von Milch 
und Alkohol von 680 Tralles eine Gerinnung noch nicht eintritt, der 
momentane Säuerungsgrad, also die Anzahl der vorhandenen Milchsäure 
bacillen noch eine derartig geringe ist, daß beim Transporte der Milch 
während der heißesten Jahreszeit auf der Tour der Verkaufswagen oder 
nach einer schon etwas entfernt gelegenen Sammelmolkerei die Zunahme 
an Säure noch keine so große sein wird, als daß dann eine Abkochung nicht 
mehr möglich wäre. 
Zur Ausführung dieses Verfahrens ist Folgendes nöthig: 1. Reiner 
Alkohol von genau 68 0 Tralles, 2. zwei gleich große Blechbecherchen mit 
Stiel, etwa von der Größe eines Fingerhutes, 3. eine Anzahl Probiergläser 
nebst Gestell. In Ermangelung dieser Geräthe kann man auch gleich große 
Fingerhüte und Schnapsgläschen verwenden. Den Alkohol bewahrt man 
am besten in einer weithalsigen Büchse mit Glasstopfen auf, so daß man 
die Probemenge bequem herausschöpfen kann. 
Die Ausführung des Verfahrens geschieht in folgender Weise: Man 
gibt von der gründlich gemischten Milch und von dem Alkohol je einen Theil 
in das Probiergläschen, schüttelt um und beobachtet nun die Flüssigkeit, 
ob sie noch vollständig homogen oder bereits geronnen ist, beziehungsweise 
schon beginnt, seine Käsestoffklümpchen auszuscheiden. Alle eine theilweise 
oder gänzliche Gerinnung aufweisenden Mischsorten sind für den Stadtverkauf, 
beziehungsweise für die Hocherhitzung nicht geeignet und daher nur als 
minderwertig abzurechnen, jedoch die hiebei nicht gerinnende Milch wird 
allen den erwähnten hohen Anforderungen genügen. 
Wie also ersichtlich, ist die Alkoholprobe ohne jegliche Vorkenntniffe 
und ohne Belehrung von jedem Laien ohneweiters exact ausführbar, und 
der Kostenpunkt wäre als beinahe Null zu bezeichnen. Aus diesen Gründen 
foüte dieses Verfahren nach Molkerei-Jnstructor Kühn allgemein in den Ge- 
7
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.