Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1903 (1903)

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bedient, und da soll man nicht zu viel verlangen. Es ist nothwendig, daß 
man mit jeder Maschine und mit jedem Geräthe selbst so viel als möglich 
vertraut sei; dann braucht man sich von der Bedienungsmannschaft nicht so 
manches „aufbinden" zu lassen und nicht jedesmal, wenn es „nicht geht", 
gleich den Dorfschmied zu befragen. Wenn die Maschine aus dem Hofe 
ausrückt, so soll alles mitgehen, was dazu gehört. Es schadet nie, wenn 
man in einem verschließbaren Kasten einen brauchbaren Hammer, Zange, 
französischen Schraubenschlüssel, Meißel, Oelkanne mit Oel, etwas Draht, 
ein Stück Eisenblech, einige Splinte, Unterlagsscheiben, Schrauben, Nägel 
und einen Strick mitnimmt; dieses unbedeutende Mehrgewicht erspart oft 
viel Verlust und Zeit, und Zeit ist Geld! Muß die Maschine stehen, so 
steht meist auch die Bedienungsmannschaft und der Bezug. 
Bei jeder Arbeit soll auf die vollkommene Ausnutzung der Maschine 
Bedacht genommen werden; es kommt aber nicht nur die Menge, sondern 
auch die Güte der geleisteten Arbeit in Betracht. Niemand will viel, aber 
schlecht anbauen, viel ausdreschen, aber Körner im Stroh und in der Spreu 
lassen, und doch kommt dieses vor. Zur Bedienung der Maschinen stelle man 
gewissenhafte und geschulte Leute an und zahle sie besser; sie werden die 
Mehrauslage sicher einbringen. Wer kleinere Reparaturen sofort vornimmt, 
verhütet gewöhnlich größere Schäden. 
Nach der Benutzung sollen alle Maschinen und Geräthe, bevor sie zur 
Ruhe gestellt werden, ordentlich gereinigt und von Zeit zu Zeit auch frisch 
angestrichen werden. Wo aus dem Saatkasten Getreide herauswächst, wo der 
Kunstdünger die Metallbestandtheile angreift, wo der Rost Eisenstangen und 
Blech frißt, wo die Wagenschmiere die Wellenlager und Zahngetriebe ver 
schmiert und eintrocknet, die Holzbestandtheile infolge Regens und Schnees 
morsch werden, dort ist es schade um das Geld, das die Maschinen kosteten. 
Die Reparaturen sollen möglichst bald nach der Arbeit durchgeführt 
werden, denn wer seine Maschine erst dann instand setzt, wenn er mit 
ihnen bereits arbeiten soll, verliert viel Zeit. „Die Maschinen sollen wie 
Pferde geputzt werden," schreibt Prof. Dr. Gieseler. Von Reservetheilen 
halte man nur das Nothwendigste, dies aber bestimmt am Lager; ohne 
zwingenden Grund bestelle man sie nicht anderswo, als wo die Maschine 
gekauft wurde. Dann werden sie, wenn ordentlich bezeichnet, auch passen. 
„In der Noth frißt der Teufel Fliegen." Das gilt auch beim land 
wirtschaftlichen Maschinenwesen; man trachte sich zu behelfen, bis die Ersatz 
theile anlangen, man sei aber bedacht, damit nicht Schaden anzurichten. 
Ein wenig Maschinist soll jeder ausübende Landwirt sein. Patente zu er 
werben, dazu bleibt den wenigsten die Zeit, und wenn, so wird selten etwas 
daraus; aber es ist schon viel wert, wenn man das Vorhandene gut und 
zweckmäßig auszunutzen, sich in kitzlichen Fällen zu behelfen und vielleicht 
hier und da eine praktische Verbesserung oder Vereinfachung anzubringen 
versteht. 
Man kaufe nur das Nothwendigste, wähle nur das Bewährte, oder 
wovon uns einleuchtet, daß es gut sei. Das Ausprobieren neuer Patente 
kostet viel Geld, und reelle Firmen geben soliden Wirtschaften ihre neuen 
Erzeugnisse gern kostenlos auf Probe. Wer viel gesehen hat — nicht wer
	        
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