Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1903 (1903)

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quartier dienen. Ganz besondere Sorgfalt wurde auf die Reinhaltung sämmt 
licher Milchgefäße verwendet. Jakob hatte an der Tochter des Hauses eine 
fleißige und strebsame Schülerin. Bald verstand es Aennchen vortrefflich, 
die Kannen mit heißem Wasser auszubrühen und sie blank zu scheuern, daß 
sie in der Sonne glänzten. 
Gleich zu Anfang hatte es Jakob mit aller Energie durchgesetzt, daß 
die Milchgefäße leer aus der Stadt zurückgebracht wurden. Schmierig ver 
stand sich dazu, zweimal in der Woche zur Abholung der Speisereste extra 
in die Stadt zu fahren. Der neue Melker hatte ihm begreiflich gemacht, 
daß nur auf diese Art alles Mißtrauen der Kunden schwinden könne. 
Nach und nach gab es noch weitere Verbesserungen: Der Stall wurde 
zweckmäßig umgebaut. Der Milchwagen bekam neue Federn, so daß die 
Milch während der Fahrt nicht mehr fast zu Butter geschüttelt wurde. Das 
Wagengestell erhielt einen neuen Anstrich. Die Meßgefäße kamen in ein 
reinliches Kistchen. Alles erhielt ein appetitliches, freundliches Aussehen. 
Peter Schmierig selber bekam nach und nach mehr Lust an seiner 
ganzen Wirtschaft; er wurde solider und häuslicher. Die Kunden mehrten 
sich, so daß er bald Absagen ertheilen mußte. 
Vor Pfeffergretens Tiefaugen fürchtete sich niemand mehr, wohl aber 
war Aennchen ein kleines Hexchen, das den Jakob bald verzaubert hatte. 
Das Ende dieser greulichen Zauberei ist leicht zu errathen, wenn man den 
alten Peter Sonntag nachmittags in der „Traube" von der Musterwirtschaft 
seines Schwiegersohnes mit Stolz erzählen hört.*) Pfarrer Marti. 
Behandlung der Mostfässer. 
Zur Aufbewahrung des Obstweines dienen die Fässer, sowohl die aus 
weichem als auch aus Eichen-Holz, welch letztere in Betreff der Dauerhaftig 
keit und des besseren Abschlusses gegen äußere Einflüsse die vorzüglicheren 
sind; die größeren davon werden baldigst nach ihrer Entleerung auf 
geschlagen, sorgfältigst mittelst reinem Wasser und Bürste gereinigt und 
durch längere Zeit an trockenen Orten gut gelüftet, die kleineren bis 
1 Hektoliter werden mit heißem Wasser wiederholt ausgebrüht, gut gelüftet 
und trocken aufbewahrt. 
Vor der Einfüllung des frischen Mostes werden sie mit heißem Wasser 
ausgewaschen, in welchem nach Belieben grüne Weinblätter oder Pfirsich 
blätter (eine Handvoll) abgebrüht wurden. Andere reinigen selbe, wenn sie 
ziemlich trocken sind, durch Eingießen von fuselfreiem starken Spiritus, welcher 
vom Zapfenloch aus in Brand gesetzt und das Faß sogleich verbeilt werden 
muß; sind aber die Fässer noch etwas feucht, so brennt der Spiritus nicht. 
Am gründlichsten reinigt man selbe mit überhitztem Wasserdampf, 
wo aber derselbe nicht zur Verfügung steht, durch Schwefeln, indem man 
aus chemisch reinem Schwefelpulver durch Schmelzen und öfteres Eintauchen 
*) Aus einer Sammlung von Aufsätzen, welche das Ergebnis eines Preis-Aus- 
schreibens des „Deutschen Vereines für öffentliche Gesundheitspflege" ist und die weiteste 
Verbreitung verdient.
	        
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