Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1903 (1903)

Sehandlung des Stalldiingers. 
Bei der gegenwärtigen Lage der Landlvirtschaft ist fast überall das 
Bestreben erkennbar, dem Boden möglichst hohe Erträge abzugewinnen. 
Geeignete künstliche Dünger und Gründüngungen gelangen deshalb 
da, wo sie am Platze sind, mit vollem Rechte zur Verwendung, da es 
erstens nicht immer möglich ist, genügende Mengen Stallmist zu beschaffen, 
und da derselbe zweitens nicht immer den gerade besonders in Frage 
kommenden düngenden Bestandtheil, z. B. Phosphorsäure, enthält, beziehungs 
weise in genügender Menge enthält. Die Hauptsache bleibt aber trotz 
dem, guten Stalldünger aufs Feld zu bringen. 
Als guter Dünger ist aber der Monate lang von Regen unb Schnee 
wasser ausgelaugte Stalldünger nicht zu bezeichnen. Es sei deshalb wieder 
holt daran erinnert, die Düngerstätte vor dem Zufluß von Wassermengen 
zu schützen. Durch Auswaschen und durch Zersetzung infolge unzweckmäßiger 
Behandlung verliert man leicht 50% der Dungmasse. Berechnet man nun 
den Dünger von einem Stück Großvieh pro Jahr aus etwa 180 Meter- 
centner mit etwa 70 Kilogramm Stickstoff und den Verlust nur bis zu 
einem Drittel, so entsteht ein Verlust, der in seinem Werte wenigstens dem 
Werte von 1 Metercentner Chilisalpeter entspricht. Es würde also eine 
schlechte Wirtschaft sein, wollte man den Stalldünger verderben lassen und 
dem Acker durch theueren Kunstdünger aufhelfen. Eine sorgfältige Behandlung 
des Stalldüngers ist also dringend erforderlich, nöthigenfalls unter Zuhilfe 
nahme von Conservierungsmitteln, die bei richtiger Anwendung geeignet 
sind, manchen Verlusten vorzubeugen. 
Das billigste Conservierungsmittel ist Erde. Außer dem Wasser ist 
auch die directe Einwirkung der Sonnenstrahlen dem Dünger sehr schädlich; 
in der warmen Jahreszeit müssen dieselben also durch geeignete schatten 
spendende Bäume abgehalten werden. Äuf jeden Fall ist es nöthig, den 
Dünger, sobald er aus dem Stall kommt, sofort möglichst gleichmäßig über 
die Dungstätte zu vertheilen, recht fest zu legen und dauernd entsprechend 
feucht zu halten. Entsprechendes Feuchthalten — nicht Naßhalten — und 
vollständiger Luftabzug durch Festlegung sind unter allen Umständen als die 
sichersten Mittel zu betrachten, Verlusten vorzubeugen. Letzteren Zweck er 
reicht man auch, wenn man den Stalldünger nicht zu lange auf der Dung- 
stätte liegen läßt, denselben vielmehr, wo der Zustand des Ackers und der 
Wege es zuläßt, sobald wie möglich auf das Feld bringt. Es ist nämlich 
nachgewiesen, daß hier bei sofortigem Ausbreiten auch ohne Unterpflügen 
keine nennenswerten Verluste an düngenden Bestandtheilen eintreten und die 
Annahme, daß der auf der Düngerstätte gut zersetzte Dünger stärker wirke, 
beruht auf Irrthum. Wir wiederholen nochmals: Bei aller Wertschätzung 
der richtig angewandten künstlichen Düngemittel rathen wir doch, bevor 
man Geld für solche ausgibt, zunächst auf zweckmäßige Behandlung des 
Stalldüngers weit mehr Gewicht zu legen, als dies bisher meist der Fall 
ist. Der in der eigenen Wirtschaft producierte Stalldünger kostet zunächst 
nicht bares Geld und dann hat er auch Eigenschaften, welche den künstlichen 
Düngemitteln abgehen. Wir brauchen nur darauf hinzuweisen, daß der
	        
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