Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1902 (1902)

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Abgeblitzt. Bewerber: „Ja, Herr Stationschef, ich bin in Fräulein Dora ganz 
vernarrt. Diese regelmäßigen Züge ..." — Stationschef: „Ach was, regelmäßige 
Züge hat unser Fahrplan auch!" 
Ein ahnungsvoller Dackl. (Unterhaltung zwischen Sonntagsjäger und Förster): 
„Sie, Förster, was hat denn Ihr Waldl, daß er fortwährend bellt?" — „Wahrscheinlich 
will er halt für keinen Hasen angeschaut werden!" 
Kein Sachverständiger. A.: „Kann Ihre Tochter auch Clavierspielen?" — 
B.: „Ja, wissend, ob sie es kann, weiß ich nicht, aber spielen thut's." 
Verfehltes Mittel. Sanitätsrath: „Gnädige Frau brauchen kein Bad zu besuchen! 
Ich werde Ihnen jetzt eine Medicin verschreiben, die macht Sie mit einem Schlage ge 
sund!" — Frau Oekonomierath (für sich): „Da kann er warten, bis ich die einnehme!" 
Bureaukratisch. Herr Mayer schreibt einem Geschäftsfreund einen Brief, bekommt 
denselben aber nach einigen Tagen mit folgendem Postvermerk zurück: „Adressat vor 
einigen Tagen verstorben, gegenwärtige Adresse unbekannt." 
Da hat er recht. Ein Cavallerie-Lieutenant braucht ein Pferd und wendet sich an 
den bekannten Pferdehändler Schmul. „Sie, Schmul, ich brauche ein Pferd, das sich vor 
dem Schießen nicht fürchtet." — „Kennen Se haben, Herr Lieutenant!" — Der Handel 
kommt zustande, und es naht die erste Parade. Bis dahin war das Pferd ein ordentliches, 
braves Thier, und der Käufer freute sich, einen guten Einkauf gemacht zu haben. Alles 
geht prächtig vonstatten, das Pferd ist fromm und willig. Es erschallen die Commandos 
zu den Dechargen, die Verschlußstücke klirren — das Pferd steht wie „eine Kuh". 
„Feuer!" Der Rauch verzieht sich, man sieht in der Ferne das Pferd über den 
fegen, unser Lieutenant liegt am Boden! Wuthschnaubend stürmt er zu Schmul: „Sie 
haben mir doch das Pferd mit der Garantie verkauft, daß es sich vor dem Schießen 
nicht fürchtet!" — „Erlauben, Herr Leutnant — vor dem Schießen fürchtet es sich doch 
nicht, was aber nach dem Schießen ist, da hab' ich nix garantiert!" 
Vom Regen in die Traufe. Landwirt (gutmüthig): „Herr Bürgermeister, Sie 
sind gewiß hundsmüd'!" — Bürgermeister (sich den Schweiß von der Stirne wischend): 
„Aber, Herr Wirt, so spricht man doch nicht zum Bürgermeister!" — Wirt: „Nehmen 
Sie es nicht übel, Herr Bürgermeister, ich meine nur, weil Sie so saumäßig schwitzen!" 
Reinhaltung der Schießwafse. „. . . Und dann hat der Soldat darauf zu sehen, 
daß er im Lause keine fremden Erdtheile entdeckt." 
Im Eifer. Vorsitzender: „Wenn wir einig sind, bilden wir eine Macht, gegen 
welche selbst die Götter vergeblich kämpfen würden!" 
In der Schule. Lehrer: „Mariechen, wie viele Sinne hast du?" — Mariechen: 
„Vier!" — Lehrer: „Wieso nur vier?" — Mariechen: „Ich bin ja verschnupft!" 
Gutes Mittel. Commerzienrath: „Ihre ausgezeichnete Gesundheit hat meine Frau 
nur meinem Hausarzt zu verdanken." — B.: „So — ist der so geschickt?" — Commer 
zienrath: „Nein, aber so grob, daß meine Frau sich gar nicht getraut, krank zu werden." 
Flitterwochen. „Mein Kind, du hast die Suppe versalzen!" — „Das habe ich 
eigens gethan, damit du siehst, wie ich dich liebe." 
Nationalökonomisches. A.: „Die Volkswirtschaftslehre ist ein kitzeliger Gegen 
stand. Da muß einer schon ziemlich helle sein, um sie ganz zu verstehen. Schon die ein 
fachen Begriffe Capital und Arbeit —" — B.: „Na hör' mal. Das ist doch sehr ein 
fach. Gesetzt, ich würde zwanzig Mark von dir borgen; das würde Capital vorstellen." 
— A.: „Allerdings." — B.: „Dann würdest du nach einiger Zeit dein Geld wieder 
haben wollen. Das wäre ein Stück Arbeit." 
Abhilfe. Karl: „Mutter, im Milcheimer ist eine todte Maus." — Mutter: 
„Nun, hast du sie herausgenommen?" — Karl: „Nein, aber ich habe die Katze hinein 
geworfen." 
Zungenübung. Frau A.: „Wo sind denn Ihre Kinder?" — Frau B.: „Das 
Mädchen thut eben oben üben und die Buben üben oben eben auch." 
Wehmüthige Freude. Familienvater (der von seiner Familie an den reichbesetzten ' 
Geburtstagstisch geführt wird): „O du grundgütiger Himmel — müßt ihr mich aber 
beschummelt haben!"
	        
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