Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1902 (1902)

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Aufbewahrung von Brot ohne Schimmelbildung. 
Wenn das Brot gebacken ist, wird dasselbe, je zwei Laibe, in einen 
ausgeleerten Mehlsack gethan und in diesem aufbewahrt. Dieses Mittel ist 
einfach, aber ganz sicher, wenn auf folgende Weise dabei verfahren wird. Das 
gebackene Brot muß direct aus dem Ofen, ohne daß es mit der bloßen Hand 
berührt, auch nicht mit Wasser bestrichen wird, in einen Sack gesteckt werden, 
aus dem zuvor das Mehl entfernt wurde, und zwar darf das Mehl nicht 
gründlich entfernt sein, sondern nur lose ausgeschüttelt werden. Es dürfen 
nicht mehr als zwei große Laibe in einen Sack gethan werden, weil das 
Brot sich nicht berühren darf, sondern wenn der erste Laib im Sacke ist, 
wird der Sack unterbunden und dann der zweite Laib hineingethan, der 
Sack zugebunden und über eine Stange in einem trockenen Raume, Boden 
kammer u. s. w. in der Weise gehängt, daß auch jetzt ein Laib nicht mit 
dem anderen in Berührung kommt, sondern ein Laib im Sacke auf einer 
Seite hoch und auf der anderen niederer hängt. Derartig aufbewahrtes 
Brot hält sich Wochen- und monatelang, ohne nur die geringste Spur 
von Schimmel zu zeigen; wohl wird es spröde, wenn man es aber vor 
dem Gebrauche gut mit Wasser bestreicht und einige Zeit in den Keller 
legt, wird auch dieser Uebelstand größtentheils beseitigt. 
Beschleunigung der Keife der Kirschen in Ungarn. 
In Budapest und auf den Märkten anderer größerer Städte erscheinen 
in jedem Jahre, beiläufig vierzehn Tage früher wie aus anderen ebenso 
bevorzugten Obstanlagen Ungarns, Kirschen aus Kopacs, Comitat Ba- 
ranya, und finden zu ganz ungewöhnlich hohen Preisen reißenden Absatz, 
denn sie vereinigen mit früh getriebenen Kirschen das vorzügliche Aroma, 
den hohen Wohlgeschmack, welche die im Freien gereiften Kirschen aus 
zeichnen. 
Die für diesen Zweck dort angewendete Methode ist bisher nicht in 
die Oeffentlichkeit gedrungen, denn sie wird aus leicht begreiflichen Gründen 
von den dortigen Obstzüchtern verheimlicht. Hier ist sie: Sobald die Blüte 
vorüber ist, hebt man die Erde von den Wurzelkronen einiger jener Bäume, 
welche zwar noch reichlich tragen, aber nicht mehr auf eine lange Lebens 
dauer zu rechnen haben, in circa 20 Centimeter Tiefe aus, bringt 10 Centi- 
meter hoch frischgebrannten Kalk (Aetzkalk) und auf diesen die ausgehobene 
Erde auf. Beim Löschen des Kalkes, welches ohne Wasserzuführung durch 
die Erdfeuchtigkeit erfolgt, zeigt sich eine starke Wärmeentwicklung, und diese 
veranlaßt jene Beschleunigung des Wachsthums und der Reife der Früchte, 
welche den Kopacser Kirschen ihren hohen Preis sichert. 
Gewiß ist das Verfahren geradezu grausam, weil die so behandelten 
Bäume kurz nach der Ernte absterben, aber es lohnt in so genügender 
Weise, um es unter gleichen Verhältnissen, d. h. bei schon älteren, dem 
Absterben nahen Bäumen, den Kirschenzüchtern, welche Frühkirschen ziehen 
können, zur Anwendung zu empfehlen.
	        
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