Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1902 (1902)

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gar nicht so selten vorkommt, daß dieser Termin nicht abgewartet wird, und 
daß in zahlreichen Fällen eine Schädigung nicht constatiert werden konnte, 
so möchten wir daraus doch nicht den Schluß gezogen wissen, daß wir ein 
derartiges Vorgehen, und besonders ein regelmäßiges, für empfehlenswert 
halten. Wir würden dadurch den größten Widerspruch all derjenigen Land 
wirte zu gewärtigen haben, bei denen ein so bald wiederholter Kleebau nicht 
ungestraft blieb, und uns selbst gieng es einmal so. Das Versagen des 
Rothklees wird auf die „Kleemüdigkeit" des Bodens zurückgeführt*); es ist 
dies ein schöner und bequemer Ausdruck, der aber die Ursache nicht bekannt 
gibt, sondern nur die Thatsache, daß der Boden eine entsprechende Klee-Ernte 
nicht zu liefern vermochte. 
Als Ursache der Kleemüdigkeit wurde in früherer Zeit das Ueberhand- 
nehmen von Pflqnzlichen Schädlingen, wie Sommerwurz, Kleewürger oder 
Kleeteufel (Orobanche minor), Kleekrebs oder Kleefäule (Peziza cibo- 
rioides), Wurzeltödter (Rhizoctonia yiolacea) rc., und thierischen Feinden, 
wie Kleewurzelkäfer und Stockälchen (Stockfäule) rc., bei schnell wiederholtem 
Kleebau angesehen. Wir werden auch jetzt noch, wie stets bei öfterer Auf 
einanderfolge ein und derselben Frucht, mit solchen Schädlingen rechnen müssen. 
Später hat man auf Grund der Versuchsergebnisse von Kutzleb und 
in Bestätigung der Ansicht I. v. Liebigs angenommen, daß „die Kleemüdig 
keit lediglich auf die Verminderung des Kaligehaltes im Boden, insbesondere 
auf zu geringen Gehalt an löslichem Kali im Untergründe" zurückzuführen 
sei. Obwohl thatsächlich in verschiedenen Fällen durch Zufuhr von Kali die 
Kleemüdigkeit behoben erschien, diesem Nährstoff also auf jeden Fall ein 
großer Einfluß zugeschrieben werden muß, glauben wir doch nicht in diesem 
Momente allein die Ursache der Kleemüdigkeit erblicken zu dürfen; es müßte 
ja sonst in den meisten Fällen nach sechs Jahren eine Bereicherung des Bodens 
an Kali und besonders des Untergrundes an löslichem Kali in ziemlich 
bedeutendem Maße (vgl. unten) eingetreten sein, was wir bei dem wenig 
thätigen Zustande des Untergrundes nicht annehmen können. Anderseits müßte 
aber in allen Fällen, wo man nach sechs Jahren mit Rothklee auf denselben 
Schlag kommen darf, auch nach fünf oder vier rc. Jahren eine Ernte, allerdings 
in einer dem Fortschreiten der Verwitterung, beziehungsweise Löslichwerden 
entsprechenden Menge zu erzielen sein. Dies ist meistens nicht der Fall, 
sondern der Klee mißräth gänzlich. 
Aus diesen Gründen glauben wir noch einen anderen Factor für die 
Kleemüdigkeit verantwortlich machen zu müssen und glauben denselben in 
den Mikroorganismen gefunden zu haben, die dem Klee den Stickstoff der 
Luft zugänglich machen. Wir möchten dies so erklären, daß entweder durch 
die Stoffwechselproducte dieser Bakterien selbst, gleichwie bei der Hefe, ein 
Absterben derselben herbeigeführt wird, oder daß durch den Vegetations-Proceß 
*) Wir möchten zwischen „Kleemüdigkeit" und „Nichtkleefähigkeit" eines Bodens, 
welch letztere durch ungünstige physikalische Verhältnisse, Mangel an nothwendigen Nährstoffen, 
in erster Linie Kalk und Kali, rc. bedingt ist, streng unterschieden wissen, wenn auch, auf 
dem weniger kleefähigen Boden ein Zustand viel eher eintritt, der mit Kleemüdigkeit be 
zeichnet zu werden pflegt. Aber einen nicht kleefähigen Boden der Kleemüdigkeit zu zeihen, ist 
ein Unding, nachdem ein solcher überhaupt keinen Klee entsprechend hervorzubringen vermag.
	        
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