Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1915 (1915)

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durchzufüttern, weshalb man zu anderen Futtermitteln greifen muß. Als 
solche können verwendet werden: Heu von Klee und Gras, Stroh (Spreu), 
Rüben jeglicher Art, vergällter Zucker, sowie alles Grünfutter unter Zu 
gabe von phosphorsaurem Kalk, Schlemmkreide, Fisch- und Fleischfuttermehl, 
soweit diese Futtermittel zu haben sind. Diese Fütterung kostet mehr Arbeit 
und Zeit, jedoch wird sie sich bezahlen durch erhöhte Preise für die 
Schweine. Sie muß wie folgt durchgeführt werden: Stroh und Heu wird 
zu 3—5 cm langem Häcksel geschnitten (es können auch Spreu sowie 
die Heuabfälle auf dem Goden dazu verwendet werden) und mit kochendem 
Wasser aufgebrüht, hierzu kommen geschnittene Rüben und die gekochten 
und zerquetschten Futterkartosfeln. Dies wird untereinander gerührt und 
einige Stunden zugedeckt stehen gelassen, hierzu kommt dann auf einen 
Tag für ein Tier von l—2q Lebendgewicht 30 g oder 1 Eßlöffel Schlemm 
kreide oder phosphorsaurer Kalk und wenn möglich 1 / 2 Pfund Fleisch 
oder Fischmehl und 1—3 Pfund vergällter Zucker (Rohzucker). Von diesem 
Futtergemisch reicht man den Tieren dreimal täglich so viel, daß sie voll 
ständig satt werden. Die Abfälle bei der Butter- und Käsebereitung können 
hierzu ebenfalls gegeben werden. Wenn die Tiere sich an das Futter ge 
wöhnt haben, werden sie sich davon ernähren, wachsen, anfleischen und auch 
etwas Fett bilden können. Hat man noch Kleie, so gebe man diese den 
jüngeren Schweinen unter lq Lebendgewicht. Die Ferkerl lasse man so 
lange bei der Mutter, als sie Milch gibt; der Mutter gebe man das oben 
beschriebene Futter, die jungen Schweine werden sich mit der Zeit auch 
an dieses Futter gewöhnen. Sobald es Grünfutter aller Art gibt, so füttere 
man dieses dazu und gebe es schließlich als Ersatz für Stroh, Heu, Rüben 
und Kartoffeln. In vielen Gegenden werden die Schweine im Sommer 
nur mit Grünfutter ernährt und werden dabei schlachtreif; wenn sie auch 
nicht ein so feines und zartes Fleisch liefern wie die mit Kartoffeln und 
Gerste genährten Schweine, so schassen sie doch Fleisch, das sich zur Wurst 
bereitung vorzüglich eignet. .Jeder Landwirt und Hausbesitzer auf dem 
Lande sollte nach seinen Verhältnissen wenigstens einige Schweine forthallen, 
damit die Fleischernährung des Volkes in der Zukunft nicht gefährdet wird. 
Futtermittel für die Schweinemast. 
Professor Kellner hat die zur Schweinemast geeigneten Futtermittel 
in 3 Gruppen eingeteilt, nämlich in solche, die von den Schweinen in über 
90%, über 80% und unter 80% verdaut werden. Zu über 90% werden 
verdaut: Kartoffeln, Futterrüben, Runkeln, Mais, Erbsen, Fleischmehl und 
Milch. 
Zn über 80%: Gerste, Weizen, Leinkuchen, Kokuskuchen, Bohne», 
Trockenschnitzel und gesäuerte Rüben. 
Zu unter 80 %: Palmkernkuchen, Kleie von Weizen und Roggen, 
Reisfuttermehl, Biertreber, Grünfutter und saure Rübenblätter. 
Für eine intensive Schweinemast können natürlich nur die beiden 
ersten Gruppen in Betracht kommen, während die letzte Gruppe nur 
bedingungsweise hiezu herangezogen werden kann.
	        
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