Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1915 (1915)

48 
und sie nicht wieder aufforsten will, oder daß er vielleicht dem Boden 
bei landwirtschaftlicher Bearbeitung eine bessere Seite abzugewinnen ver 
meint sebst unter den ungünstigsten Umständen, in beiden Fällen ist es 
Unverantwortlichkeit gegenüber den Nachkonmmen, wenn ihren Bedürf 
nissen nicht besser vorgearbeitet wird. 
Auch der Wald hat ja seine Erträgnisse, wenn sie auch vielfach erst 
den Nachfolgern zugute kommen, gerade so wie beim Obstbau. Die Vor 
schützung eines geringen Erträgnisses hat nur in den ersten Jahren des 
Wachstums seine Richtigkeit. Werden aber in gewissen Zeiträumen nach 
einem vorgefaßten Plane einzelne Grundstücke bestockt, so tritt mit den 
Jahren ein dauernder Ertrag ein: die Waldrente. Es sind in einem solchen 
Falle alle Altersklassen des Holzes vertreten, von den Setzlingen an bis 
zum Abtriebsalter. Wird nun später alljährlich ein Teil des Bestandes u.zw. 
der älteste abgeholzt, so kehrt der Reinertrag (d. i. der Unterschied zwischen 
den gesamten aus dem Walde gezogenen Einnahmen und den gesamten für 
die Bewirtschaftung aufgewendeten Kosten) jährlich in gleicher Höhe wieder. 
Jede Vernachlässigung in wirtschaftlicher Beziehung rächt sich und 
um so bitterer, wenn wie beim Walde die Zeit am Zustandekommen mit 
arbeiten muß; da läßt sich Versäumtes oft schwer nachholen. Die Bewoh 
ner waldreicher Länder haben sich bei sonst nicht vernachlässigter Kultur 
zu allen Zeiten als die wirtschaftlich überlegenen und für den Kampf ums 
Dasein besser gerüsteteten, in ihren moralischen Eigenschaften unverdorbe 
neren erwiesen; darüber läßt sich nicht rechten. 
Unter diesem Gesichtspunkte aber haben die Menschen waldreicher 
Länder ihre Kultur am bewußtesten und nachhaltigsten aufgebaut, zugleich 
am umfassendsten für die Zukunft gesorgt und dadurch die größte Macht 
begründet. 
Möge dieser Gedanke immer einen Hochplatz in den Vorkehrungen 
des sorgenden Landwirtes einnehmen. Fries, Forstsekretär a. D. 
Viehzucht 
Grundsätze rationeller Viehzucht. 
Die Aufgabe des Viehzüchters ist es, Haustiere heranzuziehen, die 
imstande sind, das in der Wirtschaft erzeugte Futter aus das beste zu 
verwerten. Als Mittel hiezu dienen Auswahl der passenden Rasse, richtige 
Haltung in Aufzucht und Fütterung und vor allem die Zuchtwahl. Erstere 
sind die Grundbedingungen der Rentabilität in der Viehhaltung überhaupt, 
durch die Zuchtwahl dagegen sind wir in der Lage, die Erträge aus der 
Viehzucht so zu steigern, daß dieselbe auch eine entsprechende Rente abwirft. 
Bei der Zuchtwahl sind in erster Linie die Gesetze der Vererbung 
zu berücksichtigen. Rach denselben vererben die Elterntiere ihre Eigenschaften 
in bestimmter Weise auf ihre Nachkommen. Wenn wir Ähnliches mit 
Ähnlichem paaren, so erzielen wir in der Nachzucht wieder Ähnliches. 
Wenn demnach der Zuchtstier von einer guten Milchkuh abstammt und
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.