Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1899 (1899)

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Der Veitenbauer, einer der begütertsten des Dorfes, hielt eine eigene 
Schafherde. Bei dieser kam die Krankheit gleich in den ersten 8 Tagen 
zum Ausbruche, da der Schäfer immer an dem Jörgenbauernhofe vorbei 
trieb. Die Schafe fingen an zu lahmen. Der Schäfer schenkte diesem 
Umstande keine besondere Beachtung. Er glaubte, das schlechte Wetter 
und die morastigen Wege wären die Schuld. Die Schafe kamen auf 
Wege, auf welche auch die Schafe der Gemeinde Waldhausen getrieben 
wurden. Jetzt wurden auch die Schafe von Waldhausen krank. Da auch 
der Schäfer von Waldhansen das Lahmen seiner Schafe nicht beachtete 
oder nicht beachten wollte und jeden Abend seine Herde nach Waldhausen 
trieb, so war nach 4 Wochen ganz Waldhausen verseucht. Von Wald 
hausen verschleppten Personen die Seuche nach Feldkirchen, von Feldkirchen 
kam sie nach Neuendorf. Nach 6 Wochen waren 15 Orte ergriffen. 
Was thaten nun die Behörden? Geschah denn gar nichts, um eine 
weitere Verbreitung zu verhindern? 
Die Behörden thaten alles, was in ihren Kräften stand. Die Be 
hörden konnten aber nichts mit ihren Maßregeln ausrichten, weil die 
Anzeigen stets zu spät einliefen. 
Der Viehhändler Wolf zeigte zwar am Abend des Markttages den 
Ausbruch der Seuche unter seinen vier Kalbinnen an. Es wurde dann 
auch sofort durch den amtlichen Thierarzt der Ausbruch der Seuche con- 
statiert und von der Behörde die Sperre über diese Thiere verhängt. 
Dieses hätte aber nur dann einen Erfolg gehabt, wenn die angesteckte 
Kuh des Jörgenbauern ebenfalls in der Bärenwirtschaft unter Sperre 
gestellt worden wäre. 
Von der Kuh des Jörgenbauern sagte aber der Viehhändler Wolf 
nichts. Er hatte mit dem Jörgenbauern schon wiederholt Geschäfte ge 
macht, und er fürchtete geschäftliche Nachtheile, wenn er angebe, daß der 
Jörgenbauer seine rothe Kuh neben seine Rinder gestellt habe. 
Der Jörgenbauer selbst aber verheimlichte wiederum die Seuche in 
seinem Stalle. 
Die Behörde erfuhr erst von dem Ausbruche der Seuche in Berg 
hausen etwas, als dem Hansenbauer seine Ochsen erkrankten. 
Um diese Zeit waren aber bereits fast alle Stallungen in Berg 
hausen von dem Molkereilocale aus angesteckt, und die Schafe hatten schon 
den Ansteckungsstoff nach Waldhausen getragen. 
Die ganze Gegend war bereits infieiert, und Sperrmaßregeln waren 
jetzt gegenstandslos. Es half auch nichts, daß das Abhalten der Vieh 
märkte verboten wurde. 
Die Seuche griff immer weiter um sich, und bis Lichtmeß waren 
nicht weniger als 450 Gehöfte mit 2500 Stück Vieh verseucht. Erst 
im April erlosch die Seuche allmählich wieder. 
Der Schaden, den die Krankheit anrichtete, war ein sehr beträchtlicher. 
Wenn auch diesesmal die Seuche nicht mehr mit der Bösartigkeit 
auftrat, wie zwei Jahre zuvor, so forderte sie doch zahlreiche Opfer. Es 
mußten in der Gegend von Berghausen im ganzen 6 Ochsen und Stiere 
wegen bösartigen Klauenleiden geschlachtet werden. Zehn Kühe giengen an
	        
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