Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1897 (1897)

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jenigen Nahrungsstoffe aus der Reihe von Phosphorsäure, Kali und Stick 
stoff zuführen, deren sie anerkanntermaßen bedürftig sind. Bedürftig des 
Stickstoffs in innigem und entsprechendem Gemenge mit Phosphatmehl, 
Superphosphat und Kali sind die Getreidearten und die Hackfrüchte, 
Kartoffel, der Tabak, die Futterrübe (Dickwnrz); wir nehmen zu fast allen 
hierin einzuzahlenden Pflanzen am liebsten den Salpeterstickstoff mit Aus 
nahme für Gerste, die bei wenigstens theilweiser Zugahe ammoniakali- 
schen Stickstoff zu Phosphorsäure und Kali beim Ausdrusch volleren 
und für Branzwecke geeigneteren Kern zeigt. Bei der Düngung von Hülsen 
früchten: Erbsen, Linsen, Wicken, Bohnen u. s. w., sowie der 
sämmtlichen Kleearten kommt die Stickstoffdüngung so gut wie gar 
nicht in Betracht, denn diese Pflanzen sind sogenannte ,,Stickstoffsammler", 
d. h. sie sind bei ihrer Ernährung auf den Stickstoff des Bodens nicht 
angewiesen,, sondern sie besitzen die Fähigkeit, ihr Bedürfnis an Stickstoff 
aus der atmosphärischen Luft zu befriedigen. Schon zu „Großvaters Zeiten" 
war das Korn, das nach Klee und Erbsen folgte, in der Regel das schönste; 
nur die Erklärung hiefür war unseren Vorfahren fremd. Es hinterlassen 
eben diese Pflanzen in ihren großen Wurzelrückständen und im Blätterabfall 
Stickstoff als sehr wirksamen Dünger. 
Zur Düngung von Wiesen ist Stickstoff ebenfalls nicht als solcher 
zu empfehlen. Durch eine solche Beigabe würde die Güte des Heues noth- 
leiden. Wir sehen dies deutlich auf Wiesen, welche mit Jauche gedüngt 
werden, die keine Phosphorsäure dem Boden zubringt: ein spitzes, holziges 
Gras ohne Nährstoffe, während Phosphorsäure Pflanzeneiweiß, Stärkemehl, 
Zucker und Fett erzeugt! Was ist die Folge dieser an Stickstoff über 
reichen Düngung? Auf einer solchen Wiese verschwinden die süßen, fein- 
stengeligen Gräser, die Klee- und Wickenarten sehr bald, und an ihre Stelle 
tritt ein rauhes, grobfaseriges, hartstengeliges Futter, breitblätterige, wässe 
rige Blattpflanzen, wilde Kümmelarten, welche allerdings eine Masse wässe 
riges Futter liefern, aber bei weitem nicht mit derselben Freßlust von den 
Thieren aufgenommen werden, als die süßen Gräser mit Klee und Wicken 
pflanzen, die auf eine Kaliphosphatdüngnng entstehen, weit mehr Trocken 
gewicht liefern und doppelten Nährwert und Verdaulichkeit besitzen. — Die 
Wiese verlangt in erster Linie eine gehörige Phosphorsäure-Beigabe 
mit Kali. Wir empfehlen, auf trockene Süßfutterwiesen per Joch 
3 Centner, auf feuchte, moorige, saure Wiesen dagegen 6 Centner 
zur Hälfte Thomasschlackenmehl und Kainit zu streuen, und hat die 
Düngung immer möglichst dann zu erfolgen, nachdem die Wiese zuvor 
tüchtig aufgeeggt wurde; dann ist eine Zunahme von 100 bis 120 Centner 
Grünfutter oder 30 Centner Heu sicher zu erzielen, wenn die Wiesen jähr 
lich mit 2 bis 4 Centner gedüngt werden; der Centner Grünfutter kostet 
so nicht mehr wie 10 Kreuzer und gibt nach der Fütterung noch 1 Centner 
Stalldünger im Werte von 30 Kreuzer pro Centner. Ebenso verhält es sich 
beim Kleebau, bei- Lupinen, Wicken re., welche, alle drei Jahre zwischen 
Getreide oder gleich nach der Getreideernte gesäet, vortrefflich gedeihen und, 
wenn herangewachsen, der erste Schnitt entweder verfüttert oder anstatt 
Stalldünger eingepflügt werden kann; sie geben in solchem Falle eine vier-
	        
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