Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1897 (1897)

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Lberstationen. 
Unter der Kleinviehzucht nimmt die Schweinezucht unstreitig den 
ersten Platz ein. Nach statistischen Erhebungen betrug die Einfuhr von 
Schweinen in das Deutsche Reich im Jahre 1886 280.000 Stück. 
Obgleich Oberösterreich für den Export der Schweine nach Deutschland 
und in die Schweiz sehr günstig gelegen ist, weil es durch die geringeren 
Transportkosten und durch die Lieferung von Halbblutschweinen — mittelst 
Kreuzung von englischen Ebern mit deutschen Zuchtsäuen — die Coneurrenz 
der anderen Länder leicht bestehen kann, so ist die Ausfuhr von Schweinen 
aus Oberösterreich viel geringer als die Einfuhr ungarischer Schweine. 
Statt den B-edarf an Schweinen selbst zu züchten, werden noch immer 
von Händlern tausende halbgewachsene Schweine aus Ungarn und den 
unteren Donauländern angekauft und gemästet, damit aber auch die Maul 
und Klauenseuche eingeschleppt und verbreitet. 
Diese theuer angekauften Schweine von herumziehenden Händlern 
mästen sich erfahrungsgemäß nur beim Aufwande von vielem Futter; bei 
gleichem Futter in gleicher Zeit mästen sich ungarische Schweine um 15 kg 
schlechter als deutsche Landschweine und um 20schlechter als halbenglische 
— Kreuzung englischer Eber mit deutschen Mntterschweinen — Schweine, 
mithin kommt die Mast weit theurer als die Mast deutscher, insbesondere 
deutsch-englischer Schweine; außerdem wird für solche Mastschweine ein ge 
ringerer Preis — per Kilo 10 bis 12 kr. weniger — als für veredelte 
Mastschweine erzielt, die Landwirte, welche ungarische Schweine zur Mästung 
ankaufen, erleiden daher doppelte Verluste durch den theuren Ankauf, durch 
die theure Mast und durch den geringeren Preis beim Verkaufe. 
Um nun diese Verluste beseitigen zu können, hat der Central 
ausschuß der k. k. oberösterreichischen Landwirtschafts-Gesell 
schaft beschlossen, in Oberösterreich jährlich 30 Eberstationen 
von reinblütigen englischen Schweinen zu errichten, damit durch 
die Zucht englisch-deutscher Schweine eine höhere Verwertung der Molkerei- 
und anderer Abfälle der Hauswirtschaft, sowie von Kartoffeln, Rüben, Ge 
treide re. erzielt wird. 
Die Bedingungen, unter welchen der Centralausschuß den Gesellschafts 
mitgliedern Eberstationen überträgt, sind: 
1. Bewerber müssen Gesellschaftsmitglieder und mit der Zucht von Schweinen 
vertraut sein. 
2. Jede Eberstation erhält ein englisch Bollbluteberferkel um den halben 
Kostenpreis. 
3. Der Inhaber der Eberstation hat vierteljährlich genauen Bericht über 
den Stand und die Zucht derselben zu erstatten.
	        
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