Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1895 (1895)

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häufige Erscheinung. In einem solchen Falle können dann die Keimpflänzchen 
nicht aufgehen, „sie ersticken", weil sie zu wenig Luft haben; es muß des 
halb mit der Egge die Kruste zerstört und der Luft Zugang geschaffen 
werden. Sollte die Egge größere Schollen losreißen, dann verwende man 
statt der Egge eine Ringel- oder Sternwalze als Krustenbrecher. 
Das Eggen des Winterweizens ist eine längst bekannte und be 
liebte Maßnahme. Die günstige Wirkung beruht darauf, daß die Lebens 
thätigkeit und Wachslust der Pflanzen angeregt wird, indem die Boden 
beschaffenheit (der sogenannte physikalische Zustand des Bodens), die sich 
während des Winters verschlechtert hat, wieder verbessert wird. 
Die Vortheile, welche durch das Eggen erzielt werden, sind folgende: 
1. Ausschließung des Bodens; 
2. Anregung zur-Bestockung; 
3. Verdünnung zu dichter Saaten; 
4. Vertilgung der Unkräuter. 
Der Boden setzt sich während des Winters stark zusammen und ver 
liert den nöthigen lockeren, krümeligen Zustand, so daß die Luft nur mangel 
haft eindringen kann. Durch scharfes Uebereggen kann man hier abhelfen, 
dabei wird das Unkraut, das zwischen den Drillreihen aufgelaufen war, zerstört. 
Man nehme zu diesem Zweck eine schwere Egge mit langen Zinken; 
dabei ist nicht zu befürchten, daß der Weizen zu stark beschädigt wird, denn 
die Weizenpflanzen wurzeln ziemlich tief, so daß hauptsächlich die flach 
wurzelnden Unkräuter ausgerissen werden. Wenn auch etwas junger Weizen 
mit herausgezogen wird, so schadet das nichts, denn die verlorenen Pflanzen 
werden durch die starke Entwicklung der stehen gebliebenen bald ersetzt. — 
Durch das Eggen wird die Weizenpflanze angeregt, sich kräftig zu bestocken 
und neue Wurzeln und Sprossen zu bilden. 
Betreffs der Zeit des Eggens ist die im Boden enthaltene Feuchtig 
keit maßgebend, und zwar muß der Boden noch ziemlich feucht sein, weil 
durch die Lockerung des Bodens — die zwar auf die Dauer, demselben die 
Feuchtigkeit erhält — zunächst doch ein bedeutender Wasserverlust stattfindet. 
Leichtere Böden müssen aus diesem Grunde früher geeggt werden, denn sie 
verlieren die Feuchtigkeit viel schneller als schwerere Bodenarten, die eine 
viel größere wasserhaltende Kraft haben, die also mehr Wasser längere Zeit 
festhalten können. 
Wie oft man eggen muß, das hängt von den Umständen und den 
Erfolgen ab. Wenn die Saat zu dicht steht und man sich durch Saat- 
verdünnung einen Vortheil schaffen will, dann genügt in der Regel ein 
einmaliges Uebereggen nicht. 
Für den Roggen ist das Eggen weniger zu empfehlen, weil derselbe 
schon wegen der flacheren Bewurzelung leicht zu großen Zerstörungen aus 
gesetzt ist. 
Das Eggen der Wiesen und Kleefelder hat schon im ersten Frühjahre 
zu geschehen, doch sei der Vollständigkeit halber hier einiges darüber an 
geführt. 
Das Wieseneggen ist einmal das durchgreifendste Mittel, um das 
Moos aus den Wiesen zu entfernen. Abgesehen hievon wirkt ein kräftiges
	        
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