Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1892 (1892)

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Die zehn Gebote der Pferdefütterung. 
1. Füttere reichlich im ersten Lebensjahre. Die Füllen nehmen in 
diesem Alter an Körpergewicht und Höhe ebensoviel zu, als in den übrigen 
Entwicklungsjahren zusammengenommen. Wenn die zum Wachsthum nöthigen 
Stoffe aber im Futter nicht geboten werden, leidet die Entwicklung. Ver 
säumnisse in dieser Zeit lassen sich nicht wieder gutmachen. 
2. Füttere öfters und regelmäßig, um Verdauungsstörungen zu ver 
hüten. Der Pferdemagen ist verhältnismäßig klein; er faßt beim mittel 
großen Pferd nicht viel mehr als der Magen eines großen Hundes. 
Namentlich müssen die Füllen öfters gefüttert werden. 
3. Füttere nicht nur kräftig während des starken Gebrauches, sondern 
auch längere Zeit vor demselben. 
4. Füttere nicht stark unmittelbar vor starker und rascher Arbeit. 
Das Pferd arbeitet wohl mit dem Futter des Tages zuvor, aber nicht mit 
dem Futter des Tages. „Das Morgenfutter findet man im Mist, das 
Abendfutter im Kreuz, in den Muskeln der Pferde;" darum gebe man 
das Kraftfutter in der Hauptsache, also etwa zu 2 / 3 des Abends nach der 
Arbeit. Es wird dann während der nächtlichen Ruhe gut verdaut und 
assimilirt. Mangelhaft ist die Verdauung, wenn das Pferd nach der Auf 
nahme von Kraftfutter gleich zu starker und schneller Arbeit heran 
gezogen wird. 
5. Je raschere Arbeit verlangt wird, desto körnerreicher muß das 
Futter sein. 
6. Für Reit- und Kutschpferde muß Hafer das Hauptfutter bilden. 
7. An langsame Schrittpferde kann man Vortheilhaft voluminösere 
Futtermittel, Wurzelgewächse und auch mancherlei Fabrikabfälle füttern. 
8. Sehr bewährt haben sich als Futter für sämmtliche Dienst 
leistungen: Pferdebohnen, Malzkeime und getrocknete Biertreber. In der 
vielfach beliebten Maisfütterung können wir bei den verhältnismäßig hohen 
Preisen dieses Futtermittels einen Vortheil nicht erblicken. Auch bei Fütterung 
des edlen Pferdes kann ein Theil des Hafers durch diese billigeren Futter 
mittel ersetzt werden. 
9. Grünfutter muß stets vor dem Kraftfutter und letzteres auch nicht 
gemischt mit ersterem verabreicht werden. Ebenso muß das Getränk stets 
vor dem Kraftfutter gereicht werden; größere Mengen Wassers nach Auf 
nahme von Hafer würden eine Fortspülung des Hafers nach dem Dünndarm 
zur Folge haben. 
10. Für Pferde mit normalem, gutem Gebiß und unter der Voraus 
setzung, daß die Nahrung gesund ist, sind Zubereitungen der Futtermittel 
nicht nur unnöthig, sondern meistens nachtheilig. Besonders sei gewarnt vor 
Naßfüttern, Einweichen oder gar Dämpfen und Kochen des Futters. 
Wie man Pferden Anarten abgewöhnen kann. 
Die Untugenden der Pferde, welche deren Gebrauchswert gar oft er 
heblich beeinträchtigen und schon manches Unglück herbeigeführt haben,
	        
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