Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1892 (1892)

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beschafft, so dringend wünscht, uub wenn vielleicht zufällig zum eigenen Ver 
brauch in der Haushaltung Milch und Butter knapp sind — vollends noch in 
strenger Sommerarbeitszeit — so entsteht eine Art Wettlauf um die Milch, bei 
dem die Kälber oft zu kurz kommen. Die Wirtin ist einsichtig genug, um zu 
wissen, daß das junge Thier Milchend viel Milch haben sollte, aber in 
knapper Zeit denkt sie, und man kann ihr das nicht verargen, schließlich 
doch, erst komme ich mit der Haushaltung und dann erst das Jungvieh. 
Dem kann man ja etwas anderes Nahrhaftes dafür geben. Ja, wenn man's 
dann auch thäte und wenn es nur so leicht möglich wäre, die fehlende 
Milch den Kälbern in anderer Weise zu ersetzen! 
Hierin ließe sich ein Ausweg finden, der beide Theile befriedigen 
könnte,, wenn man nämlich darauf Bedacht nähme, die frische süße Milch 
abzurahmen. Die abgerahmte süße Milch hat noch 76% des Nährwertes 
der ganzen Milch und sie ist für einige Wochen alte Kälber ein sehr zu 
trägliches Nahrungsmittel. Für das mit dem Abrahmen entzogene Fett läßt 
sich durch kleine Beigaben von Leinsamenabkochnng, Haferschleim, oder durch 
gefottenen und durch ein Sieb getriebenen Hafer dem Kalb Ersatz bieten. 
Dann hat die Wirtin Rahm und Butter genug und das Kalb Milch 
genug. Allerdings abgerahmte, aber die ist jedenfalls besser als gar keine. 
Und auch in der Haushaltung, für die Küche läßt sich eine so appetitliche 
abgerahmte süße Milch zum Kochen und Backen sehr gut verwerten und 
wer sie sauer werden lassen will, dem thut sie auch noch diesen Gefallen. 
Um die Milch süß abzurahmen, bedient man sich entweder des so 
genannten Kaltwafferverfahrens, oder eines Handseparators, einer Maschine, 
welche mit der Hand getrieben wird und mit der man in einer Stunde 
achtzig Liter und noch mehr ganz frische Milch entrahmen kann. So viel 
Milch hat vielleicht die Wirtin gar nicht auf einmal, aber doch die Hälfte? 
Weiß sie denn überhaupt, wie viel sie jeden Tag melkt? Am besten würde 
es freilich sein, wenn einige Landwirte zusammenstehen und sich das Geräth 
zu gemeinsamer Benützung anschaffen würden. 
Die zwölf Grundregeln des Obstbaues. 
i. 
Hast du einen leeren Raum, 
Pflanze dorten einen Baum! 
Ein Capital ist er fürwahr, 
Bringt Zinsen dir fast Jahr um Jahr. 
II. 
Mach' gute Auswahl dir zur Pflicht, 
Drum setze einen Krüppel nicht; 
Der Stamm sei schön, von gutem 
Wuchs, 
Nach unten stark, gesund wie „Buchs", 
Und Wurzel, Krön' in gutem Stande! 
Die Bäume kauf' im eignen Lande. 
Dann pflanze viel von einer Art, 
Nicht eine ganze Musterkart'! 
III. 
Mach' deine Pflanzung nicht zu enge; 
Nicht liegt der Nutzen in der Menge! 
Dem Bäumchen gönne Licht und 
Raum, 
Sonst wird es nie ein schöner Baum!
	        
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