Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1892 (1892)

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fyeföt" wird; erst das Futter, das über das „Erhaltungsfutter" hinaus 
gegeben wird, kann voll und ganz für die thierische Leistung, die Milch 
erzeugung, verwendet werden und sich bezahlen; die dürftigste Viehhaltung 
ist immer die theuerste. Damit soll aber keineswegs gesagt sein, daß die 
Milchkühe gemästet werden sollen; es würden dadurch mit dem Gesammt- 
vrganismus auch die Milchdrüsen verfetten und, weil die Mast ein krank 
hafter Zustand ist, in ihrer Arbeitsleistung, der Milchproduction, gleichfalls 
beeinträchtigt werden. Die rentabelste Fütterung bleibt diejenige, welche die 
Milchkuh nur in „angemessenem Ernährungszustand", aber auch stets und 
gleichmäßig in diesem erhält. Denn wird das Futter nur einmal ungenügend, 
dann sinkt der Milchertrag sehr rasch, und zwar viel rascher, als er später 
bei bester Fütterung wieder in seiner früheren Höhe herzustellen ist. Hieraus 
erklärt sich auch der wirtschaftliche Fehler, der dadurch begangen wird, wenn 
zuviel Vieh überwintert wird, und im nächsten Frühjahre ausgehungert 
ins neue bessere Futter kommt; solches Vieh hat sich im Winter nicht 
ausgezahlt und ist dann bei besserem Futter wieder ein schlechterer Futter 
verwerter als es gewesen wäre bei entsprechend guter Winterfütterung. 
10. Du sollst in allem die strengste Pünktlichkeit, Ordnung und 
Regelmäßigkeit walten lassen. 
Die Aufstellung einer geeigneten Futter- und Stallordnung und die 
strengste Einhaltung derselben ist von wesentlichem Einflüsse auf die Milchvieh 
nutzung. Eine jede Abweichung von der gewohnten Ordnung bringt eine 
Störung im thierischen Organismus und eine jede solche Störung wieder 
eine Verminderung der Milchproduction mit sich. Man nehme daher ins 
besondere Fütterung und Melkung immer zur selben Zeit und in derselben 
Weise vor, vermeide namentlich rasche Futterübergänge und halte bei Ver 
abfolgung von Schnitt- oder Mischfutter (Rübe, Häcksel re.), Tränke und 
Rauh- oder Langfutter (Heu, Stroh) stets die vorstehende Reihenfolge ein; 
sie ist die natürlichste und führt zur besten Verdauung. Niemals füttere 
man wieder, bevor das vordem verabfolgte Futter nicht verdaut ist (vier 
bis fünf Stunden), und stets lasse man dem Vieh nach der Fütterung 
Ruhe zur Verdauung. 
Mehr Milch für die Kälber! 
So eindringlich und so oft man auch seit Jahrzehnten bei landwirt 
schaftlichen Versammlungen und sonstiger Gelegenheit darauf aufmerksam 
macht, daß eine zweckentsprechende kräftige Ernährung der Kälber von der 
allergrößten Bedeutung für die ganze Entwicklung des Thieres sei, so wird 
doch noch oft dagegen gefehlt. Namentlich soweit es sich um Milch für die 
Kälber handelt, ist selbst in gut geleiteten Wirtschaften nicht immer alles 
in der Ordnung. Das Kalb soll wochenlang reichlich Milch bekommen, wenn 
aber der Landwirt nur drei bis vier Kühe hat und die Kalbezeit nicht 
so günstig fällt, wie es die Wirtin für ihren Butterverkauf, aus dem sie 
doch ihr Taschengeld für die zahlreichen kleinen Haushaltbedürfnisse sich
	        
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