Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1892 (1892)

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Kälber, die auf solchen Cloaken stehen, von Durchfall und Lähme befallen 
werden, und tragende Kühe verwerfen, braucht es niemanden wunder 
nehmen. Zur Reinhaltung der Luft und des Stalles kann aber auch nicht 
oft genug ausgemistet werden. Das längere Liegenlassen des Düngers im 
Stalle ist aus Gründen der Reinlichkeit und der Gesundheitspflege der 
Thiere überhaupt durchaus verwerflich. Ein- bis zweimal Ausmisten täglich 
ist das Beste, und wo das nicht möglich ist, wird behufs Rein- und 
Trockenhalten der Stallungen um so reichlichere Einstreu nöthig, und em 
pfiehlt sich schon im Stalle die Conservirung des Düngers durch Aufstreuen 
geringer Mengen von Bindemitteln (Torf, Gips, Superphosphatgips, 
Kaimt re.), die sonst zur vollständigen Zweckerfüllung der Stickstoffbindung 
erst auf der Dungstätte herangezogen werden. 
5. Du sollst deine Stallungen weder zu kalt noch zu warm 
halten. 
In zu kalten Stallungen strahlen die Thiere zuviel Wärme aus; diese 
muß durch das Futter wieder ersetzt werden, es tritt ein größerer Futter- 
bedarf, eine Futterverschwendnng ein. Erhält das Thier die durch einen 
kalten Stall bedingte größere Futtermenge nicht, dann geht es im Nähr- 
zustande zurück, dann wird beim Jungvieh die Entwicklung und beim 
Nutzvieh die Leistung beeinträchtigt; auch Erkältungskrankheiten können die 
Folge sein. Ist der Stall wieder zu warm, dann erschlafft der thierische 
Organismus und damit die Verdauungsthätigkeit, es geht die Fntteraufnahme 
und damit die thierische Production zurück. Die Zersetzung des Düngers 
und der Jauche wird in einem zu warmen Stalle gesteigert und die Luft 
umsomehr verschlechtert, die Thiere werden unruhig, fühlen sich unbehaglich, 
verweichlichen und erkälten sich leicht. Milchfehler treten sehr häufig im 
Gefolge zu großer Stallwärme wie schlechter Stalluft auf. Ein zu warmer 
Stall ist der Gesundheit und Nutzung der Thiere daher ebenso nachtheilig 
wie ein zu kalter. Eine Temperatur von 14—16 o 0. ist dem Milchvieh 
am zuträglichsten. Niemals sollte die Stalltemperatur für Melkvieh über 
18 0 0. steigen und niemals unter 12 o C. sinken. Um die Temperatur aus 
der angemessenen Höhe zu erhalten, muß neben sonstigen geeigneten Stall 
einrichtungen vor allem für eine ausreichende Lüftung, den wirksamsten 
Regulator auch der Stallwärme, gesorgt werden, und sollte in keinem Stalle 
das Thermometer zur Controle der Stallwärme fehlen. 
6. Du sollst deine Nutzthiere in geräumige Stallungen stellen. 
Wohl soll der Stall nicht zu groß und zu hoch sein — er würde 
dann im Winter leicht zu kalt — noch weniger aber soll er zu klein und 
zu niedrig sein. Leider ist letzteres gar so oft der Fall. Solch niedere 
Ställe werden im Sommer viel zu warm, füllen sich schnell mit verdorbener 
Luft und machen den Thieren den Aufenthalt ungesund. Der den Thieren 
zugewiesene Standort soll aber auch so groß sein, daß alle Thiere bequem 
liegen können, und daß sie sich nicht gegenseitig beunruhigen und belästigen. 
Eine Stallhöhe von 3 — 4 Meter und ein Kuhstand von l 1 /^— lV 4 Meter 
Breite und 2 x / 5 — 2 1 / 2 Meter Länge — je nach Viehzahl und Viehgröße,
	        
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