Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1892 (1892)

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Der Zuchteber muß während der Zeit der Paarung kräftiges Futter, 
wie: abgerahmte und Buttermilch, Hafer, Gerste, Leinkuchen, Weizenkleie, 
als Beigabe erhalten, um kräftige Nachkommen erzeugen zu können. 
Im allgemeinen soll der Zuchteber stets bei gutem Leibe erhalten 
werden, ohne ihn zu mästen, wodurch er zu schwer, träge und unbrauch 
bar wird. 
Trächtigkeit. 
Das befruchtete Mutterschwein ist 16 Wochen trächtig und soll während 
und gegen das Ende der Trächtigkeit mit leicht verdaulichem, nahrhaftem 
Futter ernährt werden, damit die Jungen im Mutterleibe sich gut aus 
bilden können. Man füttert daher trächtige Schweine anfänglich mit leicht 
verdaulichen Stoffen, wie: Rüben, Kartoffeln, Kleie, Grünfutter, Gras, 
Klee, unreifes Obst re. in dünner Breiform, in Mitte und gegen das Ende 
der Trächtigkeit mit Mais- oder Gerstenschrot, Molkerei-Abfälle — abgerahmte 
süße Milch, Molken, Buttermilch — und anderem leicht verdaulichen Futter 
täglich dreimal, dazwischen wöchentlich dreimal werden Gaben von Buchen 
holzasche, weißgebrannten und pulverisirten Knochen je 2 Loth oder 3 Deka 
gramm als Knochenmehl gemischt mit V 2 Loth Kochsalz, in den letzten Tagen 
vor der Geburt mit Glaubersalz verabreicht, durch Mischung in das Futter; 
außerdem ist trächtigen Schweinen täglich frisches Wasser zu verabreichen, 
weil dieselben gerne saufen und das obgleich im dünnflüssigen Zustande 
gereichte Futter den Durst nicht löscht. 
Trächtige Schweine müssen täglich müßige Bewegung im Freien haben, 
dürfen aber dabei nicht gejagt oder aufgeregt werden, sondern sind durch 
sanfte Behandlung, Kratzen und Streicheln zutraulich zu machen, um bei 
der Geburt ruhig zu bleiben und an den Wärter gewöhnt zu sein. 
Die herannahende Geburt gibt sich erkenntlich durch Vergrößerung des 
Gesäuges, Röthung der Zitzen, Anschwellung der Geschlechtstheile. 
Beim Eintritt dieser Vorläufer der Geburt ist das trächtige Schwein 
in einen geräumigen, gesunden, müßig warmen Stall zu bringen, in welchem 
es sich frei bewegen kann und sich aus der kurz geschnittenen Strohstreu 
ein Nest — Kessel — bereitet. 
Die Geburt. 
Sind diese Vorläufer der Geburt eingetreten, so hat die Wärterin das 
Thier zu beaufsichtigen, um Verluste zu verhindern. 
Im allgemeinen geht die Geburt der Jungen innerhalb 2 — 3 Stunden 
leicht vorüber, die Ferkel kommen oft nur wenige Minuten, oft aber auch 
erst in Zwischenzeiten von V 4 — 1 / 2 Stunde. 
Sobald das Ferkel ausgestoßen ist, soll es sogleich weggenommen, ab 
getrocknet und in einen mit etwas Heu und weichen Hadern austapezirten 
Korb gelegt werden, es ist dies insbesondere bei Erstlingsmüttern empfehlens 
wert, weil Erstlingsmütter nach vollzogener Geburt unruhig sind und die 
Ferkel gefährden. 
Die nach dem Abferkeln folgende Nachgeburt — Eihäute — muß 
sogleich entfernt werden, weil selbe sonst manchmal von dem Mutterschweine 
aufgefressen wird und Veranlassung zum Fressen der Ferkel gibt.
	        
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