Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1892 (1892)

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Die Eber müssen mindestens neun Monate alt sein, bevor sie zur 
Zucht verwendet werden. 
Zu frühe Paarung bringt nur Nachtheile; die Elternthiere selbst 
sind noch nicht körperreif, sie bleiben klein und bringen schwächliche Junge, 
mit denen weder durch die Fortzucht noch Mästung Vortheile errungen 
werden können, zur Welt. Nur aus reifen Samen werden gute, wert 
volle Früchte! 
Zu späte Paarung ist gleichfalls nachtheilig; die Mutterschweine 
werden zu fett, werden nicht trächtig, und wenn, bringen sie wenige Junge 
zur Welt und haben selbst für diese meist zu wenig Muttermilch, fette 
Mutterschweine erdrücken gerne in ihrer Unbeholfenheit die Ferkel, daher 
auch in der Schweinezucht die goldene Mittelstraße — nicht zu jung und 
nicht zu spät — einzuhalten ist. 
Brunst ist bei den Schweinen leicht erkenntlich; das brünstige weibliche 
Thier ist unruhig, aufgeregt, frißt nicht, schäumt, die Geschlechtstheile sind 
angeschwollen und geröthet. 
Die Brunst dauert zwei Tage und wiederholt sich bei Nichtbefriedigung 
nach drei bis vier Wochen. 
Das Mutterschwein wird 39 Tage nach der Geburt wieder brünstig, 
und kann bei guter Ernährung 'und wenn die vier Wochen alten Jungen 
abgespent wurden, zur Befruchtung zum Eber gebracht werden. 
Bei den Züchtinnen der rein englischen Rassen und des Halb 
blutes — englisch-deutsche — tritt bei zu mastiger Ernährung die Brunst 
seltener und oft in stiller Weise ein, besonders dann, wenn die Thiere immer 
im Stalle und von dem Eber abgesondert gehalten werden. 
Die weiblichen Zuchtthiere dieser Rassen sollen bloß soviel Futter 
erhalten, daß sie einen guten Gangleib besitzen und müssen viel Bewegung 
im Schweine- oder Wirtschaftshofe machen können und öfters in die Ge 
sellschaft des Ebers gebracht werden. 
Ist hiedurch die entsprechende Brunst eingetreten, so wird die Sau 
vom Eber innerhalb zwei Tage öfters besprungen und befruchtet. 
Der Tag der Paarung ist im Schweine-Sprungregister, welches 
den Mitgliedern der k. k. oberösterreichischen Landwirtschafts 
Gesellschaft über deren Verlangen unentgeltlich zugesendet wird, 
einzutragen, um den Eintritt der Geburt genau zu wissen. Bei Beobach 
tung dieser Regeln wird das schädliche Uebel der Nichtbefruchtung beseitigt. 
Die beste Zeit für die Paarung der Schweine ist im Monate 
März und April, wobei die Ferkel im Juni oder Juli kommen und daher 
am besten in den Sommermonaten gedeihen. 
Die zweite Paarung des Jahres soll Mitte October oder 
November stattfinden, dann kommen die Ferkel im Februar oder März 
und wachsen der wärmeren Frühlingszeit entgegen. 
Bei guten, warmen, zugfreien Stallungen und guten Absatz 
verhältnissen für Ferkel können die Mutterschweine nach dem Ab- 
spenen — Absäugen — der Ferkel, somit 39 Tage nach deren Geburt 
wieder gepaart werden, selbst dann, wenn der Wurf — Geburt — auch 
in die ungünstige Jahreszeit — Spätherbst und Winter — fällt.
	        
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