Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1892 (1892)

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hervorgerufen, man paart leider die Brüder mit den Schwestern, die Tochter 
mit dem Vater, die Mutter mit dem Sohne. 
Zur rationellen Schweinezucht gehört hauptsächlich ein Eber, 
der mit den Mutterschweinen in keinerlei Verwandtschaft steht, somit stets 
aus fremder guter Zucht beschafft werden muß. 
Dieser Bezug von fremden, vorzüglichen Ebern wird erleichtert, wenn 
die Landwirte die Eberferkel gegenseitig austauschen oder aus anderen Ort 
schaften von den besten Zuchten ankaufen und gut aufziehen. 
Nachdem ein guter, kräftiger Zuchteber für 30 bis 40 Zuchtsäue aus 
reicht, so sollten jene benachbarten Wirtschaftsbesitzer, welche 30 bis 40 
Zuchtsäue besitzen, sich gemeinschaftlich einen der besten Zuchteber der reinen 
Porkshire Rasse beschaffen und halten, indem jener Wirtschaftsbesitzer, 
welcher am günstigsten zur Bringung der Muttersäue gelegen und als 
guter Züchter bekannt ist, den gemeinsam gekauften englischen Eber — 
Preis 60 bis 80 fl. — übernimmt und gegen einen vereinbarten Geld 
betrag von jährlich 40 bis 50 sl. füttert und pflegt; die Teilnehmer zahlen 
somit für 1 Stück Mutterschwein bei 40 Stück Mutterschweinen zur Be 
schaffung des Ebers zu dessen Ankaufskosten von jährlich 80 fl. jährlich 
2 fl., welcher Betrag durch den Verkauf des gemästeten Ebers größtentheils 
wieder ersetzt wird; für die Fütterung und Pflege des Zuchtebers per Stück 
Mutterschwein jährlich 1 fl,, als Geschenk — Sprunggeld an die mit der 
Wartung des Ebers betraute Magd 20 kr., somit kostet dem Einzelnen die 
Haltung und Verwendung eines gemeinsamen, vorzüglichen Zuchtebers 
jährlich für 1 Stück Mutterschwein höchstens 1 fl. 50 kr.; wofür er aber 
auch in zwei Würfen 16 bis 20 gute Ferkel erhält, welche schon als 
Ferkel per Stück um 2 fl. mehr Wert besitzen als die Ferkel aus schlechten 
Zuchten, von minder guten Ebern, somit werden bei einer jährlichen Aus 
lage von höchstens 1 fl. 50 kr. bis 2 fl. für ein Mutterschwein für dessen 
Paarung 32 bis 40 fl. gewonnen, gewiß ein großer Nutzen, welcher sich 
bei der Aufzucht, Zucht und Mast guter Schweine noch vervielfältigt. 
Es ist daher leicht erklärlich, daß die Züchter, welche die Grund 
regeln der Schweinezucht befolgen und nur vorzügliche Schweine züchten, 
voll des Lobes über den hohen Ertrag der Schweinezucht sind, während 
wieder andere Schweinezüchter, welche die Zucht fehlerhaft betreiben, klagen 
über zu geringe oder keine Einnahme aus ihren Zuchten und glauben, es 
fehle ihnen am Glücke in der Schweinezucht. 
Zur einträglichen Schweinezucht bedarf es keinerlei Glückes, sondern 
nur einer vernünftigen, praktisch-erprobten Zucht und Pflege der Schweine! 
Paarung. 
Züchtinnen der kleineren Rassen, welche von Jugend auf gut ernährt 
und gepflegt wurden, können schon im Alter von acht Monaten gepaart 
werden, sie müssen aber nach der Paarung gut ernährt werden, sonst bleiben 
sie im Wachsthume zurück. 
In der Entwicklung wegen Futtermangel zurückgebliebene Züchtinnen 
oder solche großer Rassen, wie Iorkshire — sollen erst im Alter von 40 
bis 12 Monaten gepaart werden.
	        
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