Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1892 (1892)

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Aus diesen gefundenen Zahlen zeigt sich, daß die englischen Schweine 
rassen iitib bereit Kreuzungen mit deutschen Schweinen bedeutend mehr nutz 
bare Theile und weniger Verluste durch unbrauchbare Abfälle ergeben als 
die ungarischen, polnischen, serbischen, bosnischen und selbst deutschen 
Schweine, daß somit die Zucht der rein englischen Aorkshire Schweine und 
deren Paarung mit den deutschen Landschweinen den Landwirten die größten 
Vortheile bringt und in allen Wirtschaften eingeführt werden sollte, ins 
besondere sollte der Ankauf der ungarischen Triebschweine gänzlich vermieden 
werden, wodurch bedeutende Geldauslagen und die Gefahr der Einschleppung 
von Thierseuchen beseitigt und die Zucht der rein englischen und englisch 
deutschen Schweine zum Nutzen aller gefördert würde. 
Auswahl der Zuchtthiere. %. 
Das zur Fortzucht bestimmte Mutterschwein soll einen leichten, 
feinen, edlen Kopf und weiblich, d. i. zart gebauten Körper mit langem, 
breitem Rücken, weitem Brustkorb mit gewölbten Rippen, breites Hintertheil, 
kurze, aber kräftige Füße und nicht weniger als 12 Zitzen oder Striche 
am Gesäuge haben, soll von einer fruchtbaren, sanftmüthigen, ruhigen, 
reichlich milchenden Mutter abstammen und muß vollkommen gesund sein. 
Man nimmt daher zur Fortzucht die größten, stärksten und schönst 
geformten weiblichen Ferkel aus dem Frühjahrswurfe einer mit allen guten 
Eigenschaften ausgezeichneten Muttersau, welche nicht mit einem bluts 
verwandten Eber — Vater oder Bruder oder Stiefbruder re. — sondern 
mit fremdem vorzüglichen Blute gepaart wurde und zieht diese Ferkel 
naturgemäß auf. 
Das Vaterthier — Eber — soll kräftiger und dabei doch fein 
gebaut sein, gleich dem Mutterthiere und von einer sehr schön gebauten, 
fruchtbaren, sanftmüthigen Mutter abstammen; nachdem der Eber am meisten 
bei der Erzeugung der Jungen beiträgt, so muß bei dessen Ankauf vor allem 
auf dessen gute Abstammung gesehen werden, daher die ganze Zucht, aus 
welcher der Eber abstammt, zu besichtigen und zu prüfen ist. 
Man kauft daher Zuchteber nicht auf öffentlichen Märkten, sondern 
in den Stallungen von anerkannten guten Züchtern. 
Bei der Beurtheilung des Ebers ist außerdem zu beachten, daß er 
ein straffes Geschröte habe; denn bei Ebern mit schlaffem Hodensacke be- ^ 
kommen dessen männliche Nackkommen häufig Brüche. 
Das Baterthier — Eber — soll niemals mit blutsverwandten 
Züchtinnen gepaart werden, denn die Folgen solchet Verwandtschaftszuchten 
sind bei ihren Jungen überbildete Köpfe, krumme Füße und Rücken 
mit schlechter Körperentwicklung, denn bei keiner Thierart verschlechtern 
sich die Jungen bei Verwandtschaftszucht so auffallend als wie bei den 
Schweinen. 
Die häufigen Klagen über die Verschlechterung der Schweinezucht 
und deren Nachtheile, wie: die Zuchtsäue nehmen sehr schwer auf, bringen 
nur drei bis vier schwächliche Junge, welche theils wieder zugrunde gehen 
oder selbst bei bester Fütterung und Pflege schlecht gedeihen, daher Verluste 
entstehen, diese gerechten Klagen werden nur durch die Verwandtschaftszucht
	        
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