Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1892 (1892)

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Ruhe, Zufriedenheit und Glückseligkeit jeder Familie abhängt, für das 
Praktische Leben höheren Wert besitzt, als die Erwerbung von Kenntnissen 
und Geschicklichkeiten, die zur Erhaltung und Vermehrung des häuslichen 
Glückes nichts beitragen, von den Hausfrauen weder erwartet noch gefordert 
werden. 
Die Anschauung: nach einem guten Kochbuche könne man kochen, 
ohne das Kochen praktisch erlernt zu haben, ist nicht stichhältig; ebenso der 
Gedanke: eine junge Frau braucht nur eine alte, erfahrene Köchin zu 
nehmen, um kochen zu lernen; denn die Erfahrung lehrt, daß die Un 
kenntnis der Hausfrau im Kochen und in der Haushaltung das Verhältnis 
zu den untergebenen Dienstleuten ungünstig beeinflußt. Die Achtung und 
die aus ihr stammende Treue, welche unseren Voreltern von ihren Dienst 
boten erwiesen wurde, ist nahezu ganz verschwunden; daher die Klagen 
über die Dienstbotennoth. Die Ursache dieses schädigenden Uebels des Un 
gehorsams und der übermüthigen Ansprüche der weiblichen Dienstleute liegt 
darin, daß ein großer Theil der jungen Frauen es für unnütz und nicht 
standesgemäß findet, sich den edlen Pflichten der Haushaltung zu widmen 
und die Führung eines Haushaltes nicht erlernt haben; infolge dessen 
werden die Befehle solcher Hausfrauen von den übermüthigen Dienstmädchen 
in unbescheidenem Tone zurückgewiesen oder hinter dem Rücken der Haus^- 
frau lächerlich gemacht. 
Eine junge Hausfrau, welche in der Kochkunst und Haushaltung 
theoretisch und praktisch gut geschult ist, kann ihre Dienstmädchen belehren, 
wie für die Familie gekocht, eingetheilt und verwertet werden muß, und 
gewinnt dadurch die Achtung und den Gehorsam ihrer Dienstmädchen. 
Selbst wenn die junge Hausfrau es nicht nöthig hätte, bei den häuslichen 
Arbeiten mitzuwirken, so sollte sie doch befähigt sein, die Küche und das 
Hauswesen mit Umsicht zu leiten, dadurch als Muster für andere zu gelten 
und zur Förderung des häuslichen Glückes und Wohlstandes beizutragen. 
Die unbedingt erforderlichen Kenntnisse und Eigenschaften, welche die Töchter 
in ihrem künftigen Berufe als weise, sparsame und häusliche Frauen be 
sitzen sollen, um das Glück der Ehe, die Wohlfahrt der Familie dauernd 
zu gründen, lassen sich aber nicht erst an dem Tage, wo man sie braucht, 
erwerben, sondern es muß schon früher durch die Erlernung der Kenntnisse 
und Thätigkeiten der Kochkunst und Haushaltung und deren praktische 
Uebung der Grund zur gedeihlichen Ausführung in der Leitung des Haus 
wesens gelegt werden. Die Unterweisung in der Haushaltungskunde und 
Kochkunst erfolgt entweder im elterlichen Hause unter der Anleitung der im 
Haushaltungswesen vortrefflichen Hausfrau als Mutter, oder, wo die 
Familien- oder geschäftlichen Verhältnisse die mütterliche Unterweisung nicht 
gestatten, in einer Haushaltungsschule, deren Aufgabe es ist, die Töchter 
nicht nur mit den Handgriffen beim Kochen vertraut zu machen und sie zu 
unterweisen, wie aus den Rohstoffen wohlschmeckende Speisen herzustellen 
sind, sondern sie auch über die vom Standpunkte der Gesundheitspflege, 
Nahrhaftigkeit, nöthigen Menge und Billigkeit zu stellenden Anforderungen 
zu belehren, und die Töchter in allen Hausarbeiten und in der Haus- 
haltungsführuug praktisch zu unterweisen. 
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