Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1892 (1892)

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um das Lustsaugen und Ausstößen zu ermöglichen, der gegendrückende 
Eisenlöffel dies verhindert. Sobald sich unter mehreren Pferden ein Köpper 
zeigt, so entferne man diesen oder trenne ihn wenigstens durch eine Scheide 
wand von den übrigen, die sich diese Untugend sonst gar zu leicht auch an 
gewöhnen. 
Das Leder zum Geschirrzeug. 
Gutes Lederzeug gehört unstreitig zu den nothwendigsten Bedürfnissen 
der Landwirtschaft, des Fuhrwesens überhaupt, denn ein zerreißendes Ge 
schirr vor Heu-, Grummet- oder Erntewagen, wenn Gewitter im Anzuge 
sind, gehört jedenfalls nicht zu den Annehmlichkeiten des landwirtschaftlichen 
Betriebes. 
Die Klage über die abnehmende Güte des Lederzeuges, beziehungs 
weise der Ledersorten, ist eine allgemeine und auch berechtigte, und sie wird 
es auch bleiben, wenn nicht von Seite der Consumenten aus auf die be 
treffenden Geschäftsleute ein Druck ausgeübt wird, dadurch daß minder 
wertiges Leder überhaupt nicht gekauft wird. 
Von jedem gesund geschlachteten Thiere ist die Haut gut. Wie ent 
steht^ alsdann schlechtes Leder? 
Dadurch, daß die ätzenden Substanzen, vermittelst welcher die Haare 
locker gebeizt werden, zu scharf sind, überhaupt bei lohgarem Leder durch 
ungenügende Gerbezeit. Dies ist für den Consumenten von erheblichem 
Nachtheil, denn Geschirre, respeetive Geschirrtheile aus schlechtem Leder kosten 
der vorzeitigen Abnutzung wegen drei- bis viermal mehr, gegen die aus 
gutem und bestem Leder gefertigten. 
Die Gewerbefreiheit hat das Ledergeschäft meistens in die Hände der 
Kaufleute geliefert, dadurch eine Concurrenz gezeitigt, die sich wohl dann 
und wann durch Herabdrücken der Preise zeigt, aber nicht im Wetteifer, 
das Beste und Dauerhafteste hervorzubringen. Der Gerber liefert seine 
Ware an den Kaufmann und wenn sie einen guten Griff und schönes 
Aussehen hat, wird sie gekauft; damit ist der Gerber seiner Verantwortung 
ledig. Durch folgende Erläuterungen sollen den Consumenten die Kenntnisse 
an die Hand gegeben werden, vermittelst welcher er verlangen kann, so oder 
so wolle er das Leder zu seinem Geschirrzeug bearbeitet haben. 
„Meister, machen Sie mir Geschirre, aber nehmen Sie gutes Leder 
dazu," mit diesen Worten werden regelmäßig die Bestellungen aufgegeben. 
Der Meister verspricht das Beste. Was kann er aber dabei thun? Er kann 
nur viel Geld ausgeben, ohne weitere Garantie für die Güte der Ware 
zu haben, denn das theuere und schön aussehende ist oft genug nicht besser 
als das billigere und geringscheinende. 
Häute von erepirten Thieren dürfen nicht genommen werden. Bullen 
häute sind schwammig und haltlos. Kuhhäute sind besser, das Beste sind 
Häute von Schnittochsen, aber auch diese werden nicht gut, wenn die Gerber 
arbeiten nicht mit fachmännischer Kenntnis und Gewissenhaftigkeit durch 
geführt werden.
	        
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