Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1892 (1892)

Stück blauen Vitriols (Kupfervitriol) wird in etwa 1 f 2 bis 3 / 4 Liter Wasser 
aufgelöst, dazu soviel starker Salmiakgeist gesetzt, bis die Flüssigkeit wieder 
völlig klar geworden ist. Alsdann fülle man sie in eine Flasche und be 
wahre sie zum gelegentlichen Gebrauch auf. Will man sie verwenden, so 
befestigt man einen ziemlich großen Schwamm an einem dicken, oben ab 
gerundeten Stocke derart, daß er beim Beißen und Schnappen des betref 
fenden Pferdes leicht abgeht und ihm im Maule stecken bleibt. Der Schwamm 
wird im gegebenen Augenblicke mit Wasser benetzt, fest ausgedrückt, alsdann 
mit der Kupferflüssigkeit getränkt und dem Beißer beim Schnappen ge 
hörig in den Rachen geschoben. Die Flüssigkeit schmeckt abscheulich, ist 
etwas ätzend und hindert das Thier nur kurze Zeit am Fressen von hartem 
Futter, während dasselbe die gegebene Lehre nicht so bald vergißt. 
Gegen das Ausschlagen der Pferde hat sich folgendes einfache 
Verfahren wirksam erwiesen: Man hängt hinter dem Pferde an einem 
Stricke, der an der Stalldecke befestigt ist, einen mit Tannenreisern ge 
füllten Sack in wagrechter Lage so auf, daß er die Hinterschenkel desselben 
berühren kann. Tritt das Pferd zurück, so berührt es den aufgehangenen 
Sack und fängt an auszuschlagen. Durch das fortwährende Ausschlagen 
wird das Pferd schließlich zur Ueberzeugung gelangen, daß ihm alles nichts 
hilft; es wird sich voller Angst zurückziehen und das Ausschlagen einstellen. 
Nach mehrmaligem Wiederholen dieses Experimentes werden die Pferde diese 
* Unart verlieren. 
Manche Pferde werden dadurch unangenehm und verletzen sich häufig, 
daß sie insbesondere nachts beständig an die Standwände oder Stand 
säulen schlagen. Einestheils ist dies nur eine Unart, hervorgerufen aus 
Uebermuth, Langeweile oder Futterneid, anderntheils kann es jedoch durch 
Parasiten, Fußrüudemilben, Vogelmilben, welche von im Stalle gehaltenen 
Hühnern herrühren, u. s. w. veranlaßt sein. Man muß daher bei solchen 
Standschlägern genau die Ursache ihrer Untugend erforschen und, wenn 
Parasiten die Ursache sind, dieselben zu vertreiben suchen. Eine Waschung 
der Fußenden mit 3% Creolinlösung und Reinigung des Stalles wird 
gegen solche Parasiten guten Erfolg haben. Ist dagegen das Standschlagen 
eine Unart, so müssen andere Mittel dagegen ergriffen werden. Vor allem 
ist es nöthig, Standwände und Säulen mit Strohmatten und sonstigem 
weichen Material zu polstern, damit derartige Thiere sich nicht wund 
schlagen. Dann schnallt man solchen Pferden an dasjenige Bein, womit sie 
zu schlagen pflegen, eine Schlagkugel und zwar dicht über dem Sprung 
gelenk. Der Apparat besteht aus einem breiten Riemen, welcher um das 
Bein gelegt wird; an diesem Hauptriemen ist ein schmaler, aber fester kurzer 
Riemen befestigt, an dessen unterem Ende sich eine aus hartem, festem Holz 
gefertigte Kugel befindet. Hebt das Pferd zum Schlagen den Fuß, so füllt 
die Schlagkugel gegen das Schienbein und je nach Heftigkeit des Pferdes 
straft sich das Thier selbst auf diese Weise. 
Will ein Pferd sich nicht beschlagen, anschirren, einspannen 
oder satteln lassen, so stecke man ihm einen kleinen runden Kieselstein 
ins Ohr, halte es mit der Hand fest und streichle es. In beide Ohren 
Steine gethan, macht es noch zahmer. Ein recht gutes Mittel ist auch das,
	        
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