Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1892 (1892)

sind theils Folgen roher Behandlung, theils großer Aengstlichkeit oder 
Kitzlichkeit; vielfach entstehen sie auch durch zuviel Ruhe und daraus hervor 
gehender Langeweile im Stalle und zwar in erster Linie bei solchen Pferden, 
welche vermöge ihres Temperamentes mehr zu Bewegung neigen. Aber 
auch phlegmatische Pferde zeigen oftmals recht häßliche, lästige Gewohnheiten 
und Untugenden, denen man zuvorkommen muß, ehe Unglück daraus 
entsteht. Leider sind eben sehr viele Züchter nicht so einsichtsvoll, nach 
dieser Richtung hin zu wirken. Am besten ist es, schon jede Spielerei der 
Pferde im Stalle, aus der schlechte Gewohnheit und dann Unart wird, 
im Keime zu ersticken. Oft geschieht es aber, daß man ein sonst gutes 
und brauchbares Pferd gekauft hat, entdeckt dann diese oder jene Untugend 
und sinnt auf Mittel, ihr zu begegnen. Man kann nicht vorsichtig genug 
beim Pferdeankauf sein und sollte, ehe der Handel abgeschlossen wird, 
mindestens einen Tag sich der Beobachtung des Pferdes unterziehen, und 
zwar nicht nur Gang und Leistungen prüfen, sondern auch sein Benehmen 
im Stalle. Es gibt nur sehr wenige Leute, welche imstande sind, mit 
wirklichen Schlägern und beißenden Pferden fertig zu werden. Ist ein 
Pferd nicht jung von den ihm anhaftenden Untugenden durch systematische 
Dressur eurirt worden, so läßt sich später dagegen selten etwas machen, 
und man trägt, sozusagen, täglich dabei seine Knochen zu Markte. Von 
notorischen Schlägern und Beißern sehe man also beim Ankäufe ab! Es 
gibt freilich Menschen, welche mittelst des Auges oftmals die wildesten 
Thiere zu bannen vermögen. Ein energischer Blick reicht hin, den schon 
im Sprunge begriffenen Löwen von seinem Angriffe zurückzuscheuchen. Ein 
Mensch nun, der sich dieser ihm innewohnenden Kraft recht bewußt ge 
worden und die rechte Anwendung von derselben zu machen weiß, besitzt 
eine unbesiegbare Herrschaft über alle Thiere. Es ist deshalb nicht zu ver 
wundern, daß dem so klugen, zartfühlenden, edlen Pferde gegenüber schon 
durch einen ruhigen, mit Muth und Entschlossenheit gepaarten festen Blick 
sich sehr viel thun läßt; dann aber behandle man es mit äußerster Güte 
und Liebe,- um sich demselben zu nähern. Aber nicht allen Menschen ist 
diese Gabe perliehen und diese müssen andere Maßregeln in Anwendung 
bringen. Nachstehend bringen wir nun einige Fingerzeige, wie gewisse Un 
arten den Pferden abgewöhnt werden können, und hoffen, damit vielen 
Pferdebesitzern einen Dienst zu erweisen. Denn gar mancher möchte gern 
aus einem wegen seiner Untugenden und Unarten theilweise oder ganz un 
brauchbaren Schinder ein braves, tüchtiges Pferd erziehen, weiß aber nicht, 
wie er es anzufangen hat. Vielleicht könnte er aus nachfolgenden Mit 
theilungen etwas lernen, was er in dieser Hinsicht ganz gut ver 
werten kann. 
Um den Pferden das Beißen abzugewöhnen, nehme man ein 
Stück stinkendes Fleisch, veranlasse diese Unart durch Necken und halte dem 
Pferde in dem Augenblick, wo es beißen will, dieses so vor, daß es hinein 
beißen muß. Durch dieses einfache Mittel wird das Pferd ans doppelter 
Abneigung, nämlich gegen das Fleisch und dessen fauligen Zustand, das 
Beißen lassen und sich dasselbe abgewöhnen. Dr. Blumenau wendet gegen 
diese häßliche Unart folgendes wirksame Mittel an: Ein haselnußgroßes
	        
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