Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1886 (1886)

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Der aufmerksame Forstwirt wird aber seine Anpflanzungen auch fernerhin 
noch im Auge behalten, wird sie gegen Vieh und Jnsecten schützen und in 
den ersten Jahren, sobald die Gräser und Stauden die Pflanzen über 
wuchern und unterdrücken, dieselben aushauen und entfernen. So behandelte 
Anlagen machen keine oder unbedeutende Nachbesserungen nothwendig, sie 
wachsen kräftig fort und in einigen Jahren steht zur Freude des Besitzers 
ein schöner, junger Wald da, während der des lauen Waldwirtes noch ein 
Zerrbild des Jammers bildet. 
Eine einfache rmd Vorzügliche Ueredümgsart 
im Frühjahr. 
Dr. E. Lucas sagt, es habe keinen praktischen Wert, eine große Anzahl 
von Veredlungsarten zu erlernen, aber man muß für alle Obstarten, für- 
alle Zeitperioden, für alle Stärken der Wildlinge und der Reiser passende ^ 
Methoden kennen. Diese Worte kennzeichnen den großen Meister des Obst 
baues und der Pomologie. 
Es gibt heute eine Menge von Spielereien, die man Veredlungsarten 
nennt. Wenn man sich aber gleichsam das Ideal der Veredlung vor Augen 
hält, das, wenn es möglich wäre, darin besteht,, bei kleinster Verwundung 
die größtmöglichste Berührungsfläche zwischen Wildling und Reis oder Auge 
herzustellen, so schmelzen die Veredlungsarten auf eine sehr geringe Zahl 
zusammen, die ich selbst auf zwei reducieren möchte, nämlich auf Oculation 
und Rindenpfropfen. 
Diese zwei Methoden entsprechen so ziemlich den Worten Dr. E. Lucas'. 
Wie oben angedeutet, heißt es, man muß für alle Obstarten Veredlungs 
methoden kennen. Unter Obstarten möchte ich wohl zunächst jene verstehen, 
die in unserer Heimat Oberösterreich im allgemeinen vertreten sind, im 
engeren Sinne also Kern- und Steinobst, da nehme ich unter allem das 
Rindenpfropfen heraus (und zwar das Pfropfen in die Rinde sman pfropft 
auch unter die Rindej). Damit kann man alle Kern- und Steinobstarten 
veredeln, selbst den Pfirsich. 
Greffen sagt über diese Methode in seinem einträglichen Obstbau: „Ich 
wiederhole, daß diese Pfropfmethode in Betreff des Anwachsens viel sicherer 
ist als das Spaltpfropfen, da es bei den stärksten Bäumen, wie bei den 
empfindlichsten Sorten anwendbar ist, auf den Organismus der Unterlagen 
nicht schädlich einwirkt, keine Krankheit nach sich zieht und stets ein prächtiges 
Wachsthum zur Folge hat. Sie ist bei Steinobstarten aller Art unschätzbar, 
welche immer zum Harzfluß geneigt sind, insbesondere für den Pfirsich; an 
diesem gebürt ihr der Vorzug, während man bis daher geglaubt, daß er nur 
das Oculieren vertrage." 
In ähnlicher Weise spricht sich auch Dr. Lucas in seinem letzten Werke 
„Vollständiges Handbuch der Obstcultur" aus und es ist eigenthümlich; nicht 
leicht werden die Vortheile irgend einer Neuerung so bald erfaßt, als von ^ 
dieser Veredlungsweise.
	        
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